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Mit dem Radl zum Garten – aber sicher!

Radentscheid München fordert Vorrang für Radverkehr und Altstadt-Radlring

Am 28. März präsentierte das Bündnis “Radentscheid München” zwei Bürgerbegehren, um die angespannte Verkehrssituation in der Landeshauptstadt zu entlasten und die Sicherheit der Radelnden entscheidend zu erhöhen. In einem grundsätzlichen Begehren fordert das Bündnis eine attraktive, leistungsfähige und sichere Radverkehrsinfrastruktur. Ein zweites Bürgerbegehren soll einen Altstadt-Radlring ermöglichen.

Sichere und breite Radwege, ein Rad-Vorrangnetz in der ganzen Stadt, übersichtliche Kreuzungen und Einmündungen und Radabstellplätze sind die Kernforderungen des Bündnis “Radentscheid München”. Der Trägerkreis aus ADFC, Bündnis 90/Die Grünen, Bund Naturschutz, Die Linke, Green City und ÖDP hat die Unterstützung eines breiten Bündnisses von 40 Partner*innen und rund 1.000 ehrenamtlichen Radlbotschafter*innen. Neben den Bündnispartner*innen konnten auch beispielsweise Radläden, Bäckereien und Arztpraxen als Unterstützer und Sammelstellen für Unterschriften gewonnen werden.

Sonja Haider, Sprecherin des Bündnisses: “Wir wollen gute und sichere Radwege. Das heißt, dass es an Straßen mit vielen Kraftfahrzeugen oder Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern baulich geschützte Radwege geben muss. Die sollen mindestens 2,30 Meter pro Fahrtrichtung breit sein und seitliche Sicherheitsabstände haben. Eine einheitliche Farbe für die Radwege muss signalisieren: Hier ist ein Radweg! Die Radwege müssen so gebaut sein, dass sie nicht als Parkplätze für Autos missbraucht werden können.”

Gudrun Lux, Sprecherin des Radentscheids: “Wir wollen Vorfahrt fürs Rad und zwar auf Rad-Vorrangrouten, die alle Stadtbezirke verbinden. Nur wenn alle wichtigen Orte des öffentlichen Lebens – seien es Universitäten und Schulen, der Hauptbahnhof oder Museen und Konzerthallen – gut mit dem Fahrrad erreichbar sind, steigen Menschen auf diese umweltfreundliche und platzsparende Mobilität um. Das flächendeckende und zusammenhängende Netz von breiten, komfortablen Radrouten macht nicht nur rasches und bequemes Fahren möglich, sondern auch das Radeln für viele – denn wir sehen ja jetzt, dass eine Menge Radwege zu Stoßzeiten vollkommen überlastet sind.”

Andreas Groh, Sprecher des Bündnisses: “Wir wollen Unfallschwerpunkte entschärfen. Daher müssen Kreuzungen, Einmündungen und Einfahrten baulich so gestaltet sein, dass freie Sichtbeziehungen für und auf den Radverkehr gegeben sind und Kraftfahrzeuge möglichst nur langsam abbiegen können. So wird Radeln sicherer!”

Andreas Schuster, Sprecher des Radentscheids: “Fahrräder werden immer hochwertiger und brauchen daher auch gute Abstellmöglichkeiten, an denen Fahrräder stabil angeschlossen werden können. Hier hat die Landeshauptstadt deutlichen Nachholbedarf. Parkplätze braucht es auch für Lastenräder und Kinderanhänger. Wir wollen an allen wichtigen Punkten des öffentlichen Lebens und an Knotenpunkten des öffentlichen Personennahverkehrs endlich Abstellanlagen, die vor Diebstahl, Vandalismus und Witterung schützen.”

In einem zweiten Bürgerbegehren fordert das Bündnis “Radentscheid München” einen sicheren, eigenständigen und durchgängigen Altstadt-Radlring. “Die heutigen Radwege entlang des Altstadtrings sind weder sicher noch komfortabel nutzbar und größtenteils unterdimensioniert. An der Blumenstraße, Brienner Straße und Frauenstraße fehlen sie teilweise sogar ganz”, konstatiert das Bündnis im Begründungstext. Der Altstadt-Radlring hingegen erzeugt mehr Sicherheit für Radfahrende. Insbesondere Kinder, Senioren*innen und unsichere Radler*innen werden geschützt. Der Radverkehr kann gebündelt und somit die Straßen innerhalb der Altstadt entlastet werden.

Als Radbotschafter*innen registrieren können sich alle Interessierten weiterhin auf der Internetseite des Radentscheids unter www.radentscheid-muenchen.de.

So funktionieren die Bürgerentscheide zur Fahrradinfrastruktur und dem Altstadt-Radlring:

Damit die Münchner Bürger*innen über eine bessere Radinfrastruktur und den Altstadt-Radlring abstimmen können, müssen in beiden Bürgerbegehren etwa 33.000 Unterschriften gesammelt werden. Volljährige Deutsche und EU-Bürger*innen mit Hauptwohnsitz in München können unterschreiben. Sind ausreichend Unterschriften gesammelt, werden die Bürgerbegehren bei der Landeshauptstadt München eingereicht: Dort werden die Unterschriften auf ihre Rechtmäßigkeit geprüft. Der Stadtrat entscheidet binnen Monatsfrist über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens und legt den Tag der Durchführung des Bürgerentscheids fest, der Termin muss auf einen Sonntag binnen drei Monaten nach der Beschlussfassung fallen. Der Stadtrat kann der Bürgerschaft dazu auch einen die gleiche Thematik behandelnden, konkurrierenden Vorschlag vorlegen. Bei einer Ablehnung kann Klage erhoben werden. Eine weitere Möglichkeit ist, der Stadtrat übernimmt das Begehren, dann entfällt der Bürgerentscheid. Der Bürgerentscheid wird dann rechtskräftig, wenn ein gesetzlich vorgegebenes Quorum erfüllt ist, das heißt, wenn über die Hälfte der Abstimmenden den Entscheid unterstützt und dies mindestens zehn Prozent der Münchner Stimmberechtigten darstellt.

Über das Bündnis Radentscheid München

Der Lenkungskreis des Bündnisses Ratsentscheid München besteht aus ADFC München, Bund Naturschutz München, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN München, DIE LINKE München, Green City e.V., ÖDP München. Darüber hinaus gehören dem Bündnis zahlreiche Organisationen, Unterstützer und Privatpersonen an. Mit seinen beiden Bürgerbegehren “Radentscheid München” und “Altstadt-Radlring” fordert das Bündnis eine bessere Radinfrastruktur für die Landeshauptstadt, damit mehr Sicherheit für Radfahrende entsteht und stressfreies und bequemes Radfahren ermöglicht wird.

Mehr Informationen: www.radentscheidmuenchen.de

Unter dem Beton liegt der Garten

Vor einer Woche hat das Bündnis, das letztes Jahr das Volksbegehren „Betonflut eindämmen“ initiierte, seinen Antrag dazu beim Bayerischen Innenministerium eingereicht. Vertrerter*innen der beteiligten Organisationen wie die Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft, Bündnis 90/ Die Grünen, ödp, der Landesbund für Vogelschutz, die Gregor Louisoder Umweltstiftung u.a. konnten 48 225 Unterschriften vorweisen. Das sind fast doppelt so viele wie nötigen. Das Engagement so vieler Bürger*innen für den Schutz von Flächen vor einer wachstumsgetriebenen Verwertung zeigt die Wichtigkeit der demokratischen Diskussion und Entscheidung über endliche Ressourcen wie den Boden. Innerhalb von sechs Wochen muss das Volksbegehren nun als zulässig anerkannt oder zur Prüfung an den Verfassungsgerichtshof weitergegeben werden.

Das Ziel des Volksbegehrens ist, den Flächenverbrauch in Bayern per Gesetz auf täglich fünf Hektar zu begrenzen. Die Fläche, die aktuell pro Tag versiegelt wird, misst durchschnittlich 13 Hektar. Diese Entwicklung wirkt sich, aufgrund des vermehrten Baus von Gewerbegebieten, Logistikhallen und Discountern mit den zugehörigen Großparkplätzen und Anbindungsstraßen an den Stadt- und Dorfrändern, deutlich auf die Siedlungsstrukturen aus. Der Flächenfraß hat auch gravierende Effekte auf Natur, Landschaft und Landwirtschaft: So werden die Pachtpreise von Ackerland angesichts der Bodenpreisspekulationen für extensiv wirtschaftende Kleinbäuer*innen unerschwinglich; unter dem Beton verschwinden fruchtbare Ackerböden und wertvolle Biotope; versiegelte Böden können kaum noch Wasser aufnehmen und tragen damit zu Überschwemmungen bei; schließlich werden Rückzugsräume und Nahrungsangebote für Tier- und Pflanzenarten und damit die Biodiversität weiter aufs Spiel gesetzt.

Zwar ist in hohem Maß der ländliche Raum von der ungezügelten Bebauung betroffen, doch freie, unversiegelte Flächen sind in der Stadt ebenfalls Mangelware. Auch in und um München verschwinden Grünflächen unter Großparklätzen und Gewerbegebieten. Mit der gemeinsamen, flächensparenden, ökologischen Nutzung von Zwischenräumen, Brachen und Abstandsgrün stehen die Urbanen Gärten für Entsiegelung, das Beenden des ungehemmten Wachstums und die Förderung der (Agro-)Biodiversität. Unter dem Beton liegen Gärten!

Weitere Informationen: https://betonflut-eindaemmen.de/