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Liebe urbane Gärtner*innen und Garteninteressierte,
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es gibt Neues vom Verbundprojekt "BIODIVHUBS - Biodiversität ins Quartier":
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Das erste BIODIVHUB hat am Ackermannbogen - eines der vier Münchner Modellquartiere - stattgefunden. Dabei konnte das neue Logo präsentiert werden.
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Die Verbundpartner - BürgerStiftung München, Münchner Umwelt-Zentrum e.V., Green City e.V., Technische Universität München und Naturkundemuseum Berlin - haben nun fünf Jahre lang die Chance, zusammen mit den Bewohner*innen mehr biologische Vielfalt in die Quartiere zu bringen und für das Thema Biodiversität in der Stadt zu sensibilisieren. Das Projekt wird u.a. gefördert mit Mitteln des Bundesamts für Naturschutz im Rahmen des Förderschwerpunkts Stadtnatur des Bundesprogramms Biologische Vielfalt.
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Gemeinsam für mehr biologische Vielfalt in der Stadtnatur
Unter Beteiligung der Bewohner*innen entstehen in vier Münchner Modellquartieren vielfältige Lebensinseln nach dem Prinzip des Mehr-Zonen-Gartens zur Förderung der biologischen Vielfalt in der Stadt. Der Bottom-Up-Ansatz des Projekts ist dabei als Ergänzung zur Biodiversitätsstrategie der Stadt München angelegt und will das Engagement der Quartiers-Bewohner*innen und urbanen Gärtner*innen für lebenswerte und biodiverse Quartiere unterstützen und fördern.
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Die BIODIVHUBS sollen dabei als Begegnungs– und Versammlungsgelegenheiten für eine möglichst breite Beteiligung und einen lebendigen Austausch sorgen. Gärtner*innen und Bewohner*innen können hier mit den Verbundpartnern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wissenschaft und weiteren Stadtakteur*innen in Kontakt kommen, sich informieren, diskutieren, und konkrete Maßnahmen planen - dabei geht es nicht nur um gärtnerische Maßnahmen im öffentlichen Raum, sondern auch um private Flächen bis hin zum kleinen Balkon, für dessen Begrünung man zum Beispiel Hilfe in Form von Workshops bekommen kann.
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Biodiversität verstehen, erleben, gemeinsam gestalten
war nun also das Motto des ersten, gut besuchten BioDivHubs am Ackermannbogen, das Konrad Bucher, der Koordinator des Stadtackers mit seinen Kolleginnen vom Bereich Stadtnatur, Hannelore Schnell und Alicia Bilang veranstaltet haben. Dabei ging es erst mal um die Frage: Was ist Biodiversität und warum ist sie für uns so wichtig?
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Artenvielfalt ist mittlerweise allen ein Begriff und das traurige Thema Artensterben ist zwar später als der Klimawandel, jetzt aber doch in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. In München hat das Volksbegehren gegen das Insektensterben "Rettet die Bienen" sehr dazu beigetragen, das Thema ins Bewußtsein zu rücken. Unzählige Initiativen und engagierte Projekte - öffentliche und private - sind mittlerweile entstanden. Überall sieht man in München insektenfreundliche Bepflanzungen - das Rathaus am Marienplatz prangt statt mit roter Geranien-Monokultur nun mit bunten, vielfältigen und insektenfreundlichen Blumenschmuck.
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Der Boden ist dafür bereitet, einen Schritt weiterzugehen - denn Biodiversität hat neben dem Erhalt der Artenvielfalt noch weitere Dimensionen, wie das Stadtnatur-Team mittels einer toll bebilderten Präsentation veranschaulichen konnte:
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Die Grundlage für vitale und stabile Populationen ist die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Alle Lebewesen sind auf einen möglichst varietätenreichen Genpool angewiesen, der die Anpassung einer Art an ihren Standort, sowie an veränderte Bedingungen wie Hitze und Trockenheit, neue Schädlinge, mehr CO2 in der Luft usw. ermöglichen kann. Die Bewahrung und Weiterentwicklung alter, lokal angepasster Sorten ist kein Luxusprojekt, sondern eine Überlebensversicherung für die Menschheit.
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Die biodynamische Gemüsezüchterin Ulrike Behrendt und ihre bunten Batavia-Salate
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Mit Vielfalt gegen Schädlinge - Falscher Mehltau bei Salat
Für Ulrike Behrendt ist Vielfalt das Ziel. Ihr buntes Batavia-Salatgemisch bringt Farbe, robuste Gesundheit und Geschmack ins Beet. Falscher Mehltau gefährdet den Salatanbau weil er rasch die Resistenz einer einzelnen Sorte überwinden kann. Wachsen auf einem Feld verschiedene Sorten, bei denen die Resistenzen genetisch unterschiedlich ausgeprägt sind, können Ernteausfälle auch ohne den Einsatz von Pestiziden und ohne den Einsatz der neuen gentechnologischen Züchtungsmethoden vermieden werden. Die sorgfältige Züchtung von Hand bringt viel bessere und resilientere Ergebnisse als die Genschere.
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Das alles gilt natürlich nicht nur für Salat. Im Erbgut der Individuen einer Population steckt von Natur aus ein enormes Potenzial, welches wir noch viel zu wenig kennen. Dabei geht es nicht nur um Nahrungsmittel, sondern auch um mögliche neue Medikamente und andere Anwendungen, die mit dem Verschwinden der Arten und Varietäten unwiederbringlich verlorengehen.
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Hannelore Schnell sagt: Wenn die Populationen durch unsere Aktivitäten immer kleiner werden, vernichten wir eine über Jahrmillionen aufgebaute biologische Weisheit und Anpassungsfähigkeit, noch bevor wir sie im Detail verstanden und ihren Nutzen – auch für unser Überleben – erkannt haben.
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Mehr zu diesem Thema: "Samen für die Zukunft"
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am 24.01.2024 ab 19 Uhr; Georg-Birk-Straße 14; Ackermannbogen
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Referentin: Dr. Hannelore Schnell
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Bei dieser Gelegenheit muss ich leider darauf hinweisen, dass wieder die Lösung der Probleme mit einer unsicheren großtechnischen Lösung versucht wird: Gerade berät die EU darüber, ob die bisher bestehende Möglichkeit der nationalen Verbote des Anbaus von Pflanzen, die mit den neuen genomischen Techniken (NGT) hergestellt worden sind außer Kraft gesetzt werden soll.
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Vielfältige Lebensräume und Trittsteinbiotope
Zur Biodiversität gehört aber auch die Vielfalt der Ökosysteme in denen sich das Leben entfalten kann, wobei nicht nur Landschaften und andere große Einheiten gemeint sind, sondern auch kleinere Ökotope und Nischen, sowohl natürliche, wie auch gebaute oder absichtsvoll angelegte Strukurelemente:
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Hecken, Trockenmauern, permanente Holz- und Laubhäufen oder ein abgestorbener Baum der liegen bleiben darf und Lebensmöglichkeiten für buchstäblich Milliarden von Lebensformen und Lebensbeziehungen bietet.
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Konkret für das Projekt bedeutet dies: Wir wollen nicht nur eine möglichst bunte Auswahl an insektenfreundlichen, möglichst heimischen Pflanzen in den Blumenkästen und urbanen Gärten, nicht nur möglichst vielfältige Gemüsesorten aus samenfesten Biosaatgut in die Beete bringen, sondern vielfältige Lebensräume überall in den Vierteln schaffen und/oder erhalten. Um Arten das Überleben zu ermöglichen, müssen sie wandern und sich mit an anderen Standorten heimischen Populationen vermischen können. Sie schaffen das nur, wenn wir ihnen Brücken bauen: Brücken in Form eines möglichst engmaschigen Netzes an Trittsteinbiotopen.
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Mehr Vielfalt ins Quartier bedeutet: Nicht nur Blümchen pflanzen sondern biologische und soziale Netzwerke stärken
Nach der Projekt-Praesentation und einer Pause mit einer stärkenden Suppe und köstlichen Snacks aus der Naturküche von Umwelt- und Kräuterpädagogin Alicia Bilang, wurden 3 Thementische hergerichtet: Hannelore Schnell überlegte mit den interessierten Nachbar*innen, wie und wo genau Blühbereiche auf privaten Flächen realisiert werden können. Konrad Bucher und seine Gruppe planten mögliche Blühbereiche auf öffentlichen Flächen. Der Thementisch "Strukturvielfalt durch gebaute Elemente" wurde von Alicia Bilang angeleitet. An jedem Tisch entstand auf einer Quartierskarte ein erster Entwurf vieler blühender Lebensinseln im Viertel.
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Dabei wurde auch klar, dass für alle Maßnahmen und Aktivitäten auch ein starkes soziales Miteinander nötig ist und dass das Projekt das Potential hat, nicht nur biologische Netzwerke sondern auch nachbarschaftliche Gemeinschaften zu stärken und vielfältige Kooperationen neu entstehen zu lasssen.
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So wie in den Gemeinschaftsgärten braucht es viele Hände, Engagement, Wissen und liebevolle Fürsorge um solche Lebensinseln zu schaffen und dauerhaft zu erhalten.
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Zum Schluss noch ein noch ein Veranstaltungshinweis:
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Am 1. Dezember ab 15 Uhr findet ein winterlicher Gartenrundgang im Stadtacker am Ackermannbogen statt. Zusammen mit Gartenkoordinator Konrad Bucher entdecken wir den optischen Reiz und die Nützlichkeit der winterlichen „FlowerPower“ und reden über eine Art des Gärtnerns, die die Förderung der Artenvielfalt mit dem Anspruch an Schönheit verbindet.
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Die Pflanzen, die mit ihren Samenständen über den Winter stehen bleiben dürfen, sind überlebensnotwendige Nahrungs- und Überwinterungsorte für eine Vielzahl von Arten.
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Mehr dazu auf der sehr informativen und ausführlichen Website des NABU, die man sich auch gemütlich vorlesen lassen kann:
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Eure/Ihre Urbane Gärten München
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Foto von den Idas-Bläulingen: Alicia Bilang
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Ein Projekt der Stiftungsinitiative Urbane Gärten München, ermöglicht durch:
anstiftung, Bürgerstiftung München, Gregor Louisoder Umweltstiftung, Schweisfurth Stiftung, Selbach-Umwelt-Stiftung.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Landeshauptstadt München Referat für Klima- und Umweltschutz
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