Der Workshop-Leiter Konrad Bucher, Landschaftsarchitekt und Umweltpädagoge, erklärte im Theorieteil des Workshops, der im Rahmen des Projekts Biodivhubs – Biodiversität ins Quartier am 23. März 2024 im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) stattfand, einiges zu Geschichte und Ökologie der Benjeshecken:
Zwar kennt man die Totholzhecken heute unter dem Namen „Benjeshecken“, nach Hermann Benjes, einem Landschaftsgärtner, der in den 1980er Jahren ein Flurbelebungskonzept mittels Feldhecken beschrieb. Aber sie sind ein uraltes Element in unseren Kulturlandschaften. Bauern lagerten ihr Schnittgut schon immer als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland ab. Diese Einfriedungen boten viele Vorteile: Schutz vor Winderosion und Erhalt einer höheren Artenvielfalt. Auch in Frankreich, Belgien und England kennt man diesen durch Hecken geprägten Landschaftstyp (Bocage in Frankreich), wobei ihn je nach vorhandenen Material, auch Lesesteinwälle, Wallhecken und Knicks dominieren.
In Norddeutschland heißen die grünen Bänder Knicks. Bei ihnen handelt es sich meist um mit Sträuchern und Bäumen bestandene Erdwälle, die über Jahre hinweg wild wachsen und einzigartige Ökosysteme für zahlreiche Pflanzen und Tiere darstellen. Der Begriff „Knick“ leitet sich von dem Knicken von Zweigen und dünneren Ästen ab, was Höhen- und Breitenwachstum begrenzen soll.
Für eine Benjeshecke wird Totholz (Wurzel- und Stammteile, Äste, Zweige, Reisig) in Streifen oder als Wall locker gestapelt. Zwischen zwei Reihen von Pfählen werden Äste unterschiedlicher Dicke aufgeschichtet. So entstehen mehr oder weniger dichte, zaunartige Hecken. Baumstümpfe, Laub oder auch Rasenschnitt können mit verwendet werden.
Nach und nach werden die gebauten Hecken von den verschiedensten Tieren besiedelt: Vögel bauen darin ihre Nester, Igel finden Unterschlupf, und auch für etliche andere Arten bieten sich darin geschützte Winterquartiere. Außerdem ist es ein wahrer Tummelplatz für unzählige Käferarten, Regenwürmer, Asseln, Spinnen und Insekten. Man schätzt, dass ca. 8000 Arten (Pflanzen, Tiere, Pilze) auf Totholz als Habitat und Nahrungsquelle angewiesen sind.
Die ökologischen Funktionen dieser Hecken sind vielfältig und ähnlich wie bei anderen Totholz-Habitaten auch: Sie dienen als Unterschlupf, Nistplatz und Nahrungquelle. Sie wirken sich gut auf das Mikroklima aus, schützen die Umgebung vor Winderosion und verringern den Wasserverlust durch Beschattung und Verringerung der Verdunstung am Boden. Durch die Verrottung des liegenden Totholzes wird die Bodenstruktur durch Kohlenstoff-Anreicherung erheblich verbessert und es kann Humus aufgebaut werden.
Unser Gehölzschnitt trägt so zur Rekarbonisierung der Böden bei. Klimaschädliche Transportwege oder gar CO2-Emissionen durch Verbrennen entfallen.
Mit den Jahren begrünt sich die Hecke von selbst. Im Vogelkot abgesetzte Samen keimen, einige der verbauten Äste treiben aus und allmählich entsteht ein biodiverses kleines Ökosystem mit Licht- und Schattenzonen.
Benjeshecken-Workshop im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ)
Einen ausführlichen Foliensatz zum Workshop von Konrad Bucher findet ihr hier
Angerottete Stämme als Boden bieten zahlreiche Hohlräume und damit Lebensraum für viele Bodentiere, Pilze und Flechten.
Diese beschleunigen den Zersetzungsprozess und lassen nährstoffreichen Humus entstehen.
Die Robinienstämme sind in einem schönen Schwung im Boden verankert worden.
Benjeshecken können auch als kreative Land-Art-Elemente gestaltet werden. Die Akzeptanz der in aufgeräumten Gärten noch unüblichen Naturgarten-Elemente kann damit erhöht werden.
Beim Auffüllen mit verschieden farbigen Schnittgut entsteht ein attraktives Streifenmuster.
Literatur:
WERNER DAVID, 2020. Lebensraum Totholz: Gestaltung und Naturschutz im Garten. 4. Auflage. pala verlag gmbh
HERMANN BENJES, 1994. Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken. 4., überarb. u. erw. Auflage. Natur & Umwelt-Praxis – Band 1. Bonn: Natur & Umwelt Verlag.
Text und Fotos: Ruth Mahla;