Boden und Wasser

Humus – organische Substanz im Boden

“HOMO – HUMUS – HUMANITAS, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs.”

(Friedensreich Hundertwasser)

Humus ist laut bodenkundlicher Definition, die oberste, aus verweslichen organischen Bestandteilen gebildete fruchtbare Bodenschicht und besteht in seiner Gesamtheit aus der im Boden befindlichen, abgestorbenen organischen Substanz.

Das lateinische Wort humus bedeutet Erde, im Sinne von Boden. Das deutsche „human“ ist von derselben Wurzel abgeleitet, und im Englischen ist der Mensch – „Human“ – schlicht und logisch: „der Irdische“


Der Bodenhumus erfüllt viele wesentliche biologische, chemische und physikalische Funktionen, die für die Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit essentiell sind. In erster Linie dient er den Bodenorganismen als Nahrungsgrundlage. Unter einem Hektar Fläche leben bis zu 15 Tonnen Bodenlebewesen, welche die organische Bodensubstanz abbauen und verstoffwechseln. Dabei werden die Mineralstoffe freigesetzt, die wiederum zur Ernährung unserer Kulturpflanzen zur Verfügung stehen. 95 % des gesamten Stickstoffvorrates im Boden sind organisch gebunden. Je nach Standort- und Bewirtschaftungsverhältnissen können so zwischen 6.000 und 10.000 kg N pro Hektar in der Ackerkrume zusammenkommen. Abhängig von den klimatischen Verhältnissen geht man von einer Mineralisationsrate von 1 bis 3 % aus, was bedeutet, dass zwischen 60 und 300 kg/ha aus dem organischen Bodenvorrat nachgeliefert werden können.

Neben der Nährstoffspeicherung und -freisetzung hat der Bodenhumus großen Einfluss auf die Bodenstruktur. Zusammen mit den Tonmineralen bilden beständige Formen des Humus stabile Bodenaggregate. (Ton-Humus-Komplexe) Das daraus resultierende Bodengefüge führt zu einer besseren Wasserinfiltration sowie zu einem gesteigerten Wasserhaltevermögen. Dies kann sich vor allem in Zeiten des Klimawandels als vorteilhaft erweisen, wenn Starkniederschläge sowie Trockenperioden häufiger auftreten. (Erosionsschutz und bessere Pflanzenversorgung)

Humusmehrende, regenerative Bio-Landwirtschaft leistet über den Erhalt und den Aufbau von fruchtbaren und gesunden Böden einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität. Die stabileren Humusvorräte sind im Gegensatz zu den leicht abbaubaren Nährhumusformen, eine dauerhafte Kohlenstoffsenke, die aber auch nicht überschätzt werden darf. Neuere Forschungen zeigen, dass alle Humusfraktionen verstoffwechselt werden können und dass der Schlüssel zu intakten Agrar-Ökosystemen v.a. in einer vielschichtigen, biodiversen, möglichst ganzjährig geschlossenen Pflanzendecke liegt. Der Beitrag zu Humusentwicklung und Bodengare durch die Wurzelexudate – auch der Kulturpflanzen – ist demnach gewichtiger als alle anderen Arten der organischen Düngung und Bodenpflege.

Die Empfehlungen des Thünen-Instituts, der FAO und der UN, sowie der meisten unabhängigen Forschungsinstitute weltweit, laufen auf eine deutliche Ökologisierung der Landwirtschaft hinaus.

Fazit: Die Landwirtschaft bietet die Chance durch Kohlenstoff-Einlagerung in die Böden eine win-win-win Situation zu schaffen: Erstens wird die weitere Zerstörung der Böden aufgehalten, die Bodengesundheit/Fruchtbarkeit durch entsprechende Praktiken gefördert, sowie etwas gegen den Klimawandel und für Biologische Vielfalt getan. Dies ist ökologisch und ökonomisch alternativlos.

Allerdings müssen die Maßnahmen dauerhaft angelegt sein, da die Effekte der erhöhten Biomassezufuhr in die Böden zeitlich und mengenmäßig begrenzt und reversible sind.

Aus diesen Grund ist Erhalt/Renaturierung von Wald, Grünland und Mooren der wirksamste Beitrag zum Klimaschutz

Kompostwirtschaft kann also, neben anderen Methoden, einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und ökologischen Pflanzenernährung und verbesserten Bodengesundheit leisten, vor allem im Garten. Sie ist aber für einen dauerhaften Humusaufbau weniger effektiv und auch schwieriger zu realisieren als Landbausysteme mit ganzjährigen, biodiversen, dichten Pflanzenbewuchs.

Warum ist organische Substanz (Humus) im Boden so wichtig?

  • Humus macht den Boden fruchtbar
  • Humus macht den Boden zum Lebensraum, die Bodentiere sorgen für die lockere Krümelstruktur und ein gut durchlüftetes, lockeres Bodengefüge – die Bodengare
  • Humusreiche Böden sind „Popkornböden“
  • Humus speichert Kohlenstoff im Boden
  • Humus macht den Boden zum Wasserspeicher und verhindert Erosion und Verdichtung
  • Humus wirkt wie ein Filter
  • Eine Stadt mit vielen humusreichen Böden wird zur klimafreundlichen „Schwammstadt“; Niederschlagswasser wird wie ein Schwamm von den Böden aufgesogen und gehalten statt ungenutzt in die Kanalisation abzurauschen. Erosion und Verunreinigung des Grundwassers wird so vermindert.