Herbstzeit ist Kompostzeit: Jetzt Laubkompost aufsetzen

Leider ist es allgemeine Praxis, dass die hochwertige Ressource Herbstlaub dem natürlichen Nährstoffkreislauf vor Ort entzogen wird. Dabei kann jede/r Gärtner*in einen eigenen Laubkompost angelegen, um hochwertige Komposterde zu produzieren, die frei von Samen und Wurzeln ist.

Das funktioniert auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse und erfordert nur wenige Utensilien und Handgriffe. Es ist eine einfache und effektive Möglichkeit, dem Ziel des Humusaufbaus vor Ort und der klimagerechten Schwammstadt näher zu kommen.

Der Kompostierungsprozess allgemein


Die Kompostierung gelingt am besten, wenn viele verschiedene Materialien locker miteinander vermischt werden: Stickstoffreiche und stickstoffarme, kohlenstoffreiche und kohlenstoffarme, frische (nicht gekochte) Küchenabfälle und alte Gartenabfälle, wie Laub, auflockernde und verdichtende Materialien, wie Holzhäcksel und Grasschnitt.
Im Garten wird der Heiß-Rotteprozess in der Regel nicht erreicht. Der Kompost wird also nicht „hygienisiert“. Pflanzensamen bleiben keimfähig und Krankheitserreger, Pilzsporen etc. können aktiv bleiben. Ein solcher Gartenkompost mit Bodenanschluss bleibt Lebensraum, wird nicht zum Substrat. Durch die Besiedelung auch mit größeren Bodentieren wird der Boden sowohl physikalisch, chemisch, als auch biologisch günstig beeinflusst.

Regenwurmlosung – Gärtnergold

Diesen komplexen Prozess nennt man „Lebendverbauung“. Durch die Fress- und Ausscheidetätigkeit v.a. der Würmer entsteht das Gärtnergold: die fruchtbaren Ton-Humus-Komplexe. Während des Grabens kleiden die Würmer die Gänge mit ihren Ausscheidungen aus (Regenwurmtapeten) und hinterlassen so den Pflanzen einen reich gedeckten Tisch.

Warum ist organische Substanz (Humus) im Boden so wichtig?

  • Humus macht den Boden zum fruchtbaren Lebensraum
  • Bodentiere sorgen für die lockere Krümelstruktur
  • Humusreiche Böden sind „Popkornböden“ mit riesiger innerer Oberfläche, gut durchlüfteten und porenreichen Bodengefüge
  • Humus speichert Kohlenstoff im Boden
  • Humus macht den Boden zum Wasserspeicher, verhindert Erosion und Verdichtung
  • Humus wirkt wie ein Filter
  • Eine Stadt mit vielen humusreichen Böden wird zur klimafreundlichen „Schwammstadt“. Niederschlagswasser wird wie ein Schwamm von den Böden aufgesogen und gehalten, statt ungenutzt in die Kanalisation abzurauschen. Erosion und Verunreinigung des Grundwassers wird so vermindert.

Kompostierungsarten im Garten:

  • Flächenkompost
  • Offene Mieten, 3-Kammersysteme, Thermokomposter, Trommelkomposter, Wurmkisten
  • Systeme mit oder ohne Bodenanschluss
  • Systeme mit oder ohne Heißrotte
  • Unterscheidung nach Art und Zusammensetzung der Materialien: Im Garten überwiegen Grünkomposte
  • Spezialkomposte: Mistkompost, Rindenkompost
  • Nährstoffreicher Laubkompost und saurer Laubkompost mit Bodenanschluss. Auf dem Balkon reicht ein großes Gefäß mit der verbrauchten Erde vom letzten Jahr.

Wichtig für den Rotte-Prozess in jedem Kompost ist eine gute Durchlüftung, denn Kompostierung ist ein aerober Prozess. Dazu sollte die Feuchtigkeit immer kontrolliert werden, denn zuviel Feuchtigkeit verdrängt den Sauerstoff, zu wenig bringt die Tätigkeit der Bodenlebewesen zum Erliegen.

Bei den meisten Kompostierungsarten wird auf möglichst vielfältige Materialien geachtet, die ein günstiges C/N – Verhältnis aufweisen sollen. Beim sommerlichen Grün- oder Mischkompost mit Grasschnitt stellt man meist eine starke Erwärmung zu Beginn der Kompostierung fest: Viel leicht zersetzbares Grün ist wie Sahnetorte für die Zersetzer. Die abbauenden Mikroben vermehren sich explosionsartig und die Zersetzung läuft auf Hochtouren. Allerdings nimmt dementsprechend auch die Atmung zu – Stickstoff wird nitrifiziert und CO2 und Ammoniak ausgeatmet – der Kompost produziert also schädliche Klimagase. Dabei sinkt der pH-Wert, organische Säuren reichern sich an. Deswegen ist Kompost aus der Vorrotte auf bepflanzten Beeten zu vermeiden. Praxistipp: Kressetest – schlecht wachsende, gelbliche Keimlinge.
Dies ist beim reinen Laubkompost nicht so. Während das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N Wert) beim Grün- oder Mischkompostkompost im Bereich 20-35/1 liegen sollte, ist der Kohlenstoffanteil beim Laubkompost viel höher (50-60/1).

Alles was grün ist, enthält mehr Stickstoff-Anteile und wird schneller zu leicht pflanzenverfügbaren Nährsalzen abgebaut (mineralisiert). Alles was braun und holzig ist enthält mehr Kohlenstoff und wird viel langsamer zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen und Huminsäuren abgebaut (humifiziert), die den sog. Dauerhumus bilden.


Das heißt, für einen nährstoffreichen Kompost sollten etwa 20-35 mal mehr Kohlenstoff in den Kompostmaterialien vorhanden sein, als Stickstoff. Ist der Wert niedriger, ist also viel mehr Stickstoff im Material, gast es in Form von CO2 und Methan aus (Prozesse der Bodenatmung). Der Kompost wird schnell sehr heiß, kann dann aber auch klimaschädlich wirken, die mineralisierten Pflanzennährstoffe werden oft nicht langfristig gebunden, sondern beim nächsten Regenguß ins Grundwasser ausgeschwemmt. Man erreicht eine solche energiereiche Heißrotte durch das Aufsetzen einer großen Kompostmiete mit sehr viel Grasschnitt und guter Abdeckung.

Ist der Anteil an Kohlenstoff höher – wie beim Laubkompost – dauert die Zersetzung länger. Der Lignin-Abbau durch Pilze setzt früher ein. Bodentiere und Mikroorganismen zerlegen den Kohlenstoff langsamer – der langamere Prozess der Humifizierung überwiegt und die Nährstoffe werden in Form von langen Kohlenstoffketten als Dauerhumus im Boden gespeichert. Der Kompost gast nicht so stark aus, verliert nicht so viel Stickstoff. Allerdings wird der Kompost nicht hygienisiert.

Beispiele für typische C/N-Werte:

  • Rindermist mit Stroh: 20 – 25
  • Rasenschnitt: 12 – 15
  • Küchenabfälle: 12 – 25
  • Laub: 50 – 60
  • Baum/Gehölzschnitt: 100 – 150

Faustregeln für Gärtner*innen:

Nährstoffreicher Mischkompost: 1 Teil Holziges auf 3 – 4 Teile Grünes. Kann im Sommer innerhalb von 4 – 6 Monaten vollkommen vererden.

Bodenverbessernder und nährstoffreicher Misch-Laubkompost: 3 – 4 Teile Laub auf 1 Teil Grünes. Dauert mindestens 1 Jahr; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden oder auf die Beete aufgebracht werden.

Saurer Laubkompost für säureliebende Kulturen: Nur Laub, auch gerbsäurehaltiges Eichen/Walnusslaub. Dauert 2 – 4 Jahre; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden, aber nicht in Beete eingearbeitet werden.

Fazit: Das ist anders beim Laubkompost

  • Beim Laubkompost ist also der Kohlenstoff-Anteil höher als beim Misch- oder Grünkompost: Das heißt, es werden weniger Nährsalze in Form von Stickstoff mineralisiert. Laubkompost hat weniger leicht pflanzenverfügbare Nährstoffe, wenn man ihn nicht mit Grünschnitt und Küchenresten anreichert.
  • Bodentiere und Mikroorganismen zerlegen Kohlenstoff langsamer – der Prozess der Humifizierung überwiegt. Dabei wird der Kohlenstoff zu langkettigen Kohlenstoff-Molekülen und Huminsäuren abgebaut, die im Boden den sog. Dauerhumus – oder wissenschaftlich – die partikuläre, okkludierte organische Substanz bilden.
  • Dies ist ein Nährstoffvorrat, den die Pflanzen sich mit Hilfe des Mikrobioms aufschließen können und der extrem wichtig für den nachhaltigen Humusaufbau und damit für die Bodenstruktur ist.

Was hat die organische Substanz mit Klimawandel zu tun?

Die Masse der organischen Bodensubstanz macht in den meisten Oberböden nur wenige %-Anteile aus, hat aber großen Einfluss auf alle Bodenfunktionen und spielt eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Der Kohlenstoffgehalt entspricht dem Schwarzanteil der Bodenfarbe, daher ist die Farbe ein wichtiges Kriterium zur Bestimmung der Bodenfruchtbarkeit. Humifizierter Kohlenstoff ist z. T. gegen Mineralisierung geschützt, deswegen wird er auch Dauerhumus genannt. Im Inneren der Aggregate sind organische Reste im fortgeschrittenen Abbauzustand gespeichert. Dies ist bester Langzeitdünger für die meisten Pflanzen. Humus besteht aus den weniger zersetzten Streustoffen, den Huminstoffen und der okkludierten partikulären organischen Substanz. Durch Kompostierung von Laub statt Verbrennung tragen wir zur Dekarbonisierung der Atmosphäre und gleichzeitig zur Rekarbonisierung der Böden bei. Dadurch gewinnen wir aus der kostenlosen Ressource Laub erheblich an Bodenfruchtbarkeit- und Gesundheit. Ein humusreicher Boden wirkt wie ein Schwamm: Durch die extrem große Oberfläche (1g=300-400m2) kann er die Niederschläge aufsaugen und bei Trockenheit langsam wieder an die Pflanzen abgeben.

Praxistipps für den Laubkompost

  • Je trockener das Laub beim Aufsetzen des Laubkompostes, desto besser. Das Laub erst an einen trockenen, sonnigen Nachmittag zusammenrechen. Zu feuchtes Laub klebt in Schichten zusammen und verrottet schlechter.
  • Je ledriger und gerbstoffreicher das Laub, desto länger dauert es bis es zersetzt ist.
  • Je mehr Laub von Walnüssen, Eichen, Rotbuchen etc., desto schwieriger und länger die Pflege und desto geeigneter für Pflanzen, die einen sauren Boden mögen.
  • Je feiner das Material zersetzt ist, desto besser eignet es sich zusammen mit Gartenboden und Sand als gutes Substrat zum Aussäen oder Umtopfen.
  • Je mehr grober Laubkompost im Herbst als Schutzschicht auf die Beete aufgebracht wird, desto nachhaltiger wird der Humusanteil gesteigert, welcher im Frühjahr dann seine Nährstoffe für die jungen Gemüsepflanzen langsam und schonend freigibt.
  • Je mehr angerottetes Laub und Laubkompost auf den Beeten liegt, desto besser sind die Beete vor Frost, Austrocknung und Starkregen geschützt.

Welche Blätter eignen sich?

Besonders empfehlenswert:

  • Hainbuche
  • Esche
  • Eberesche
  • Obstbäume
  • Ahorn
  • Linde

Welches Laub ist weniger günstig?

  • Pappel
  • Platane
  • Rotbuche
  • Eiche
  • Kastanie
  • Walnuss
  • Generell nicht empfehlenswert: Blätter mit ausgeprägten Schädlingsbefall


Aber warum eignen sich manche Laubsorten besser als andere? Der Grund für die Kontraproduktivität von Eiche, Walnuss u.a. liegt an Inhaltsstoffen, wie z.B. Gerbsäure. Gerbsäure wirkt desinfizierend und hemmt somit das Mikrobiom. Dies verlangsamt den Verrottungsprozess erheblich. Aber auch die ledrige Beschaffenheit der Blätter spielt eine Rolle. Allerdings gibt es Mittel und Wege, den Zersetzungsprozess zu beschleunigen:

  • Das Laub zerkleinern.
  • Das Laub mit Komposterde impfen
  • Effektive Mikroorganismen und/oder Komposttee zugeben
  • Neutralisierendes Urgesteinsmehl schwächt die Gerbsäure ab und vermindert die Feuchtigkeit.
  • Rohe Gemüsereste und andere Grünabfälle untermischen – erhöht auch den Nährstoffgehalt
  • Auf richtige Feuchtigkeit und Luftzufuhr achten

Auch an die Wildtiere denken

Und wenn ihr schon dabei seid: Denkt auch an die Igel und andere Wildtiere, die es sich gerne im Winter in abgelegenen und geschützten Laubhäufen gemütlich machen. Diese Winterquartiere aber bitte bis ins späte Frühjahr in Ruhe lassen.


Text und Bilder: Ruth Mahla;