Jedes Jahr wird am Weltbodentag ein Boden des Jahres gekürt. Damit soll ein Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt und die Notwendigkeit von Bodenschutz ins öffentliche Bewußtsein gerufen werden. Böden sind trotz aller technischer Neuerungen immer noch die wesentliche Grundlage für die Ernährung der Menschheit und Voraussetzung für das Überleben der biologischen Vielfalt des Planeten. Am 5. Dezember 2024 ist es wieder soweit: Der Boden des Jahres 2025 wird auf einer Festveranstaltung in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin gekürt werden. Diesmal wird die Bedeutung von Rendzinen als Grundlage für Kalkmagerrasen, einen der speziellsten und artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa gewürdigt. Interessierte können auch online teilnehmen:
Links:
Link zur Anmeldung, Boden des Jahres, Kuratorium Boden des Jahres
Dokumente:
einladung_festveranstaltung_boden_des_jahres_2025_.pdf
Alle vorangegangenen Böden des Jahres findet man auf der Website des Umweltbundesamtes.
Waldboden – Boden des Jahres 2024
„Waldböden sind als Pflanzenstandort und Nährstoffquelle die Grundlage produktiver und anpassungsfähiger Wälder. Sie tragen als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei, sorgen für sauberes Trinkwasser und Regenrückhalt bei Extremniederschlägen, puffern atmosphärische Schadstoff- und Säureeinträge und dienen als Lebensraum für eine Vielzahl an Organismen.“ (Quelle: Umweltbundesamt)
Ich finde diesen ausgewogenen Text über unsere natürlichen Grundlagen auf den ersten Blick wenig eindrücklich – es formt sich kein Bild in mir – die reine Information erreicht mich nicht als fühlendes Wesen.
Mit Wäldern gegen die Trockenheit…
Anders beim Bodentag der IG Gesunder Boden e.V. am 21.11. 24: Der Forstexperte Ludwig Pertl erklärte nachdrücklich, dass die Verdunstungsleistung von Waldgebieten in unseren Breiten im Mittel 40% des Landregens ausmacht! Und dass sich bei einem nachhaltigen Umbau der bestehenden Flächen zu angepassten Laubmischwäldern die Verdunstungsleistung und die damit verbundene Temperaturabsenkung noch erheblich steigern ließen. Das hat mich aufgerüttelt und mir klargemacht, wie sehr wir von intakten Waldböden abhängen und wie gut wir uns vor den Folgen des Klimawandel durch Aufforstung und ökologischen Waldumbau schützen könnten. Eigentlich eine wunderbare Nachricht. Eine nachhaltigere Landnutzung kann uns in den gemäßigten Breiten vor allzu katastrophalen Folgen des Klimawandels besser schützen als großtechnische Lösungen, die wenig erprobt und deren Folgewirkungen wenig erforscht sind.
Wer näher in dieses Thema einsteigen möchte, dem sei das Handbuch nachhaltiger Waldumbau vom TUM-Forschungsprojekt „LIFE Future Forest -Lebendiger Boden für Wald und Klima“ empfohlen.
Wald und Forst
Deutschlands Böden und auch die meisten Böden in Mitteleuropa sind durch eine frühe Entwicklungsphase als Waldboden geprägt. Nach der letzten Kaltzeit vor 10.000 Jahren setzte fast flächendeckend die Bewaldung ein, so dass natürlicherweise Deutschland zu mehr als 80 % bewaldet wäre. Heute beträgt die Bedeckung mit Wald und Forst in Deutschland immer noch ein Drittel der Landesfläche, was 11,4 Mio. Hektar entspricht. Durch die intensive Landnutzung sind die Wälder und Waldböden heute auf Gebiete ohne landwirtschaftliche Nutzung beschränkt. Urwälder gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, da seit der Jungsteinzeit Wälder intensiv genutzt und umgebaut werden. Auch naturnaher Wald ist eher die Ausnahme, in Deutschland dominieren die Wirtschaftswälder, entweder als schnell wachsende Nadelholz-Plantagen oder durch starke menschliche Eingriffe entstandene Forste mit Ersatzgesellschaften. Durch die intensive Nutzung des Holzes als universaler Energieträger und Baustoff gab es um 1800 in Deutschland und vielen anderen Ländern in Europa kaum noch geschlossene Wälder. Holz war zeitweise lebensbedrohlich knapp, so dass Gegenstände aus Holz, wie Zaunpfähle, Treppen etc. verbrannt wurden. Erst mit Einführung einer nachhaltiger ausgerichteten Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert wurden Wälder und Waldböden nicht mehr so stark übernutzt. Zeitgleich nimmt mit der einsetzenden Industrialisierung die Schädigung durch Stoffeinträge, Befahrung und den Klimawandel exponentiell zu.
Text: Ruth Mahla