Archiv

Laubkompost

Leider ist es allgemeine Praxis, dass die hochwertige Ressource Herbstlaub dem natürlichen Nährstoffkreislauf vor Ort entzogen wird. Dabei kann jede/r Gärtner*in einen eigenen Laubkompost angelegen, um hochwertige Komposterde zu produzieren, die frei von Samen und Wurzeln ist.

Das funktioniert auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse und erfordert nur wenige Utensilien und Handgriffe. Es ist eine einfache und effektive Möglichkeit, dem Ziel des Humusaufbaus vor Ort und der klimagerechten Schwammstadt näher zu kommen.

Der Kompostierungsprozess allgemein


Die Kompostierung gelingt am besten, wenn viele verschiedene Materialien locker miteinander vermischt werden: Stickstoffreiche und stickstoffarme, kohlenstoffreiche und kohlenstoffarme, frische (nicht gekochte) Küchenabfälle und alte Gartenabfälle, wie Laub, auflockernde und verdichtende Materialien, wie Holzhäcksel und Grasschnitt.
Im Garten wird der Heiß-Rotteprozess in der Regel nicht erreicht. Der Kompost wird also nicht „hygienisiert“. Pflanzensamen bleiben keimfähig und Krankheitserreger, Pilzsporen etc. können aktiv bleiben. Ein solcher Gartenkompost mit Bodenanschluss bleibt Lebensraum, wird nicht zum Substrat. Durch die Besiedelung auch mit größeren Bodentieren wird der Boden sowohl physikalisch, chemisch, als auch biologisch günstig beeinflusst.

Regenwurmlosung – Gärtnergold

Diesen komplexen Prozess nennt man „Lebendverbauung“. Durch die Fress- und Ausscheidetätigkeit v.a. der Würmer entsteht das Gärtnergold: die fruchtbaren Ton-Humus-Komplexe. Während des Grabens kleiden die Würmer die Gänge mit ihren Ausscheidungen aus (Regenwurmtapeten) und hinterlassen so den Pflanzen einen reich gedeckten Tisch.

Warum ist organische Substanz (Humus) im Boden so wichtig?

  • Humus macht den Boden zum fruchtbaren Lebensraum
  • Bodentiere sorgen für die lockere Krümelstruktur
  • Humusreiche Böden sind „Popkornböden“ mit riesiger innerer Oberfläche, gut durchlüfteten und porenreichen Bodengefüge
  • Humus speichert Kohlenstoff im Boden
  • Humus macht den Boden zum Wasserspeicher, verhindert Erosion und Verdichtung
  • Humus wirkt wie ein Filter
  • Eine Stadt mit vielen humusreichen Böden wird zur klimafreundlichen „Schwammstadt“. Niederschlagswasser wird wie ein Schwamm von den Böden aufgesogen und gehalten, statt ungenutzt in die Kanalisation abzurauschen. Erosion und Verunreinigung des Grundwassers wird so vermindert.

Kompostierungsarten im Garten:

  • Flächenkompost
  • Offene Mieten, 3-Kammersysteme, Thermokomposter, Trommelkomposter, Wurmkisten
  • Systeme mit oder ohne Bodenanschluss
  • Systeme mit oder ohne Heißrotte
  • Unterscheidung nach Art und Zusammensetzung der Materialien: Im Garten überwiegen Grünkomposte
  • Spezialkomposte: Mistkompost, Rindenkompost
  • Nährstoffreicher Laubkompost und saurer Laubkompost mit Bodenanschluss. Auf dem Balkon reicht ein großes Gefäß mit der verbrauchten Erde vom letzten Jahr.

Wichtig für den Rotte-Prozess in jedem Kompost ist eine gute Durchlüftung, denn Kompostierung ist ein aerober Prozess. Dazu sollte die Feuchtigkeit immer kontrolliert werden, denn zuviel Feuchtigkeit verdrängt den Sauerstoff, zu wenig bringt die Tätigkeit der Bodenlebewesen zum Erliegen.

Bei den meisten Kompostierungsarten wird auf möglichst vielfältige Materialien geachtet, die ein günstiges C/N – Verhältnis aufweisen sollen. Beim sommerlichen Grün- oder Mischkompost mit Grasschnitt stellt man meist eine starke Erwärmung zu Beginn der Kompostierung fest: Viel leicht zersetzbares Grün ist wie Sahnetorte für die Zersetzer. Die abbauenden Mikroben vermehren sich explosionsartig und die Zersetzung läuft auf Hochtouren. Allerdings nimmt dementsprechend auch die Atmung zu – Stickstoff wird nitrifiziert und CO2 und Ammoniak ausgeatmet – der Kompost produziert also schädliche Klimagase. Dabei sinkt der pH-Wert, organische Säuren reichern sich an. Deswegen ist Kompost aus der Vorrotte auf bepflanzten Beeten zu vermeiden. Praxistipp: Kressetest – schlecht wachsende, gelbliche Keimlinge.
Dies ist beim reinen Laubkompost nicht so. Während das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N Wert) beim Grün- oder Mischkompostkompost im Bereich 20-35/1 liegen sollte, ist der Kohlenstoffanteil beim Laubkompost viel höher (50-60/1).

Alles was grün ist, enthält mehr Stickstoff-Anteile und wird schneller zu leicht pflanzenverfügbaren Nährsalzen abgebaut (mineralisiert). Alles was braun und holzig ist enthält mehr Kohlenstoff und wird viel langsamer zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen und Huminsäuren abgebaut (humifiziert), die den sog. Dauerhumus bilden.

Das heißt, für einen nährstoffreichen Kompost sollten etwa 20-35 mal mehr Kohlenstoff in den Kompostmaterialien vorhanden sein, als Stickstoff. Ist der Wert niedriger, ist also viel mehr Stickstoff im Material, gast es in Form von CO2 und Methan aus (Prozesse der Bodenatmung). Der Kompost wird schnell sehr heiß, kann dann aber auch klimaschädlich wirken, die mineralisierten Pflanzennährstoffe werden oft nicht langfristig gebunden, sondern beim nächsten Regenguß ins Grundwasser ausgeschwemmt. Man erreicht eine solche energiereiche Heißrotte durch das Aufsetzen einer großen Kompostmiete mit sehr viel Grasschnitt und guter Abdeckung.

Ist der Anteil an Kohlenstoff höher – wie beim Laubkompost – dauert die Zersetzung länger. Der Lignin-Abbau durch Pilze setzt früher ein. Bodentiere und Mikroorganismen zerlegen den Kohlenstoff langsamer – der langamere Prozess der Humifizierung überwiegt und die Nährstoffe werden in Form von langen Kohlenstoffketten als Dauerhumus im Boden gespeichert. Der Kompost gast nicht so stark aus, verliert nicht so viel Stickstoff. Allerdings wird der Kompost nicht hygienisiert.

Beispiele für typische C/N-Werte:

  • Rindermist mit Stroh: 20 – 25
  • Rasenschnitt: 12 – 15
  • Küchenabfälle: 12 – 25
  • Laub: 50 – 60
  • Baum/Gehölzschnitt: 100 – 150

Faustregeln für Gärtner*innen:

Nährstoffreicher Mischkompost: 1 Teil Holziges auf 3 – 4 Teile Grünes. Kann im Sommer innerhalb von 4 – 6 Monaten vollkommen vererden.

Bodenverbessernder und nährstoffreicher Misch-Laubkompost: 3 – 4 Teile Laub auf 1 Teil Grünes. Dauert mindestens 1 Jahr; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden oder auf die Beete aufgebracht werden.

Saurer Laubkompost für säureliebende Kulturen: Nur Laub, auch gerbsäurehaltiges Eichen/Walnusslaub. Dauert 2 – 4 Jahre; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden, aber nicht in Beete eingearbeitet werden.

Fazit: Das ist anders beim Laubkompost

  • Beim Laubkompost ist also der Kohlenstoff-Anteil höher als beim Misch- oder Grünkompost: Das heißt, es werden weniger Nährsalze in Form von Stickstoff mineralisiert. Laubkompost hat weniger leicht pflanzenverfügbare Nährstoffe, wenn man ihn nicht mit Grünschnitt und Küchenresten anreichert.
  • Bodentiere und Mikroorganismen zerlegen Kohlenstoff langsamer – der Prozess der Humifizierung überwiegt. Dabei wird der Kohlenstoff zu langkettigen Kohlenstoff-Molekülen und Huminsäuren abgebaut, die im Boden den sog. Dauerhumus – oder wissenschaftlich – die partikuläre, okkludierte organische Substanz bilden.
  • Dies ist ein Nährstoffvorrat, den die Pflanzen sich mit Hilfe des Mikrobioms aufschließen können und der extrem wichtig für den nachhaltigen Humusaufbau und damit für die Bodenstruktur ist.

Was hat die organische Substanz mit Klimawandel zu tun?

Die Masse der organischen Bodensubstanz macht in den meisten Oberböden nur wenige %-Anteile aus, hat aber großen Einfluss auf alle Bodenfunktionen und spielt eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Der Kohlenstoffgehalt entspricht dem Schwarzanteil der Bodenfarbe, daher ist die Farbe ein wichtiges Kriterium zur Bestimmung der Bodenfruchtbarkeit. Humifizierter Kohlenstoff ist z. T. gegen Mineralisierung geschützt, deswegen wird er auch Dauerhumus genannt. Im Inneren der Aggregate sind organische Reste im fortgeschrittenen Abbauzustand gespeichert. Dies ist bester Langzeitdünger für die meisten Pflanzen. Humus besteht aus den weniger zersetzten Streustoffen, den Huminstoffen und der okkludierten partikulären organischen Substanz. Durch Kompostierung von Laub statt Verbrennung tragen wir zur Dekarbonisierung der Atmosphäre und gleichzeitig zur Rekarbonisierung der Böden bei. Dadurch gewinnen wir aus der kostenlosen Ressource Laub erheblich an Bodenfruchtbarkeit- und Gesundheit. Ein humusreicher Boden wirkt wie ein Schwamm: Durch die extrem große Oberfläche (1g=300-400m2) kann er die Niederschläge aufsaugen und bei Trockenheit langsam wieder an die Pflanzen abgeben.

Praxistipps für den Laubkompost

  • Je trockener das Laub beim Aufsetzen des Laubkompostes, desto besser. Das Laub erst an einen trockenen, sonnigen Nachmittag zusammenrechen. Zu feuchtes Laub klebt in Schichten zusammen und verrottet schlechter.
  • Je ledriger und gerbstoffreicher das Laub, desto länger dauert es bis es zersetzt ist.
  • Je mehr Laub von Walnüssen, Eichen, Rotbuchen etc., desto schwieriger und länger die Pflege und desto geeigneter für Pflanzen, die einen sauren Boden mögen.
  • Je feiner das Material zersetzt ist, desto besser eignet es sich zusammen mit Gartenboden und Sand als gutes Substrat zum Aussäen oder Umtopfen.
  • Je mehr grober Laubkompost im Herbst als Schutzschicht auf die Beete aufgebracht wird, desto nachhaltiger wird der Humusanteil gesteigert, welcher im Frühjahr dann seine Nährstoffe für die jungen Gemüsepflanzen langsam und schonend freigibt.
  • Je mehr angerottetes Laub und Laubkompost auf den Beeten liegt, desto besser sind die Beete vor Frost, Austrocknung und Starkregen geschützt.

Welche Blätter eignen sich?

Besonders empfehlenswert:

  • Hainbuche
  • Esche
  • Eberesche
  • Obstbäume
  • Ahorn
  • Linde

Welches Laub ist weniger günstig?

  • Pappel
  • Platane
  • Rotbuche
  • Eiche
  • Kastanie
  • Walnuss
  • Generell nicht empfehlenswert: Blätter mit ausgeprägten Schädlingsbefall


Aber warum eignen sich manche Laubsorten besser als andere? Der Grund für die Kontraproduktivität von Eiche, Walnuss u.a. liegt an Inhaltsstoffen, wie z.B. Gerbsäure. Gerbsäure wirkt desinfizierend und hemmt somit das Mikrobiom. Dies verlangsamt den Verrottungsprozess erheblich. Aber auch die ledrige Beschaffenheit der Blätter spielt eine Rolle. Allerdings gibt es Mittel und Wege, den Zersetzungsprozess zu beschleunigen:

  • Das Laub zerkleinern.
  • Das Laub mit Komposterde impfen
  • Effektive Mikroorganismen und/oder Komposttee zugeben
  • Neutralisierendes Urgesteinsmehl schwächt die Gerbsäure ab und vermindert die Feuchtigkeit.
  • Rohe Gemüsereste und andere Grünabfälle untermischen – erhöht auch den Nährstoffgehalt
  • Auf richtige Feuchtigkeit und Luftzufuhr achten

Auch an die Wildtiere denken

Und wenn ihr schon dabei seid: Denkt auch an die Igel und andere Wildtiere, die es sich gerne im Winter in abgelegenen und geschützten Laubhäufen gemütlich machen. Diese Winterquartiere aber bitte bis ins späte Frühjahr in Ruhe lassen.

Das Umweltinstitut München hat gerade eine sehr empfehlenswerte Broschüre „Rette die Igel“ veröffentlicht, auch mit einer Bauanleitung für ein Igelhaus.


Text und Bilder: Ruth Mahla;

Gründüngung als Nachkultur

Ein Beitrag der Bayerischen Gartenakademie:

Vielleicht sind einige Beete im Gemüsegarten schon abgeerntet, da die Pflanzen erntereif oder durch Schädlinge und Krankheiten stark geschädigt waren. „Der Boden sollte aber nicht kahl und unbedeckt bleiben“, raten die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Neben Pflanzungen von Herbstsalaten und Saaten von Feldsalat, Spinat und Radieschen eignet sich für größere Beetstücke die Einsaat einer Gründüngung, um den Boden bedeckt in den Herbst und Winter zu bringen.

Vorteile einer Gründüngung

Die Gründüngung ist ein wichtiger Baustein bei der Bodenpflege, besonders im Klimawandel. Bei einer Gründüngung werden die Pflanzen nicht nur für die Begrünung der Fläche eingesetzt, sie verbessern gleichzeitig den Boden. Die Gründüngungspflanzen beschatten den Boden, schützen vor Erosion, Verschlämmung und Verkrustung. Da sie den Boden bedecken, unterdrücken sie auch den Aufwuchs von verschiedenen Unkräutern. Sie binden noch vorhandene Nährstoffe und bewahren sie vor Auswaschung. Tiefwurzelnde Pflanzenarten bewirken langfristig eine tiefgründige Bodenlockerung. Mit einer Gründüngung können Sie zugleich Humusgehalt und Bodenfruchtbarkeit erhöhen, Krümelstruktur und Wasserhaltefähigkeit verbessern sowie Bodenleben fördern.

Gründüngung im Spätsommer und Herbst

Wer bis Anfang September sät, kann sich bei einem langen und milden Herbst noch über die Blüte von Ringelblume, Bienenfreund (Phacelia) und Gelbsenf freuen. Auch Insekten begrüßen die späte Nahrung. Ölrettich, Winterzottelwicke und Inkarnatklee eignen sich ebenfalls zur Aussaat im September.

Auf Fruchtfolge achten

Winterroggen kann noch bis Oktober in den Boden bringen. Er ist besonders günstig für die Einsaat im Gemüsegarten, da er lediglich mit dem Mais verwandt ist. Achten Sie im Gemüsegarten bei der Wahl der Grüneinsaat auf die Fruchtfolge. Bauen Sie viel Kohl, Rettich oder Radies im Garten an? Dann verwenden Sie möglichst keinen Senf, Ölrettich und Raps. Sie gehören auch zur selben Familie der Kreuzblütler.

Blattgemüse als Gründüngung

Auch Spinat und Feldsalat eignet sich als Gründüngung. Säen Sie hierbei besser in Reihe und nicht breitwürfig, um dazwischen noch Hacken und Jäten zu können. Je nach Bedarf können Sie Ihr Gemüse ernten. Nehmen Sie dazu immer wieder die größten Pflanzen, damit sie nicht zu dicht stehen. Zudem wachsen die noch kleinen Exemplare besser. Krankheiten wie Grauschimmel und Mehltau werden vermieden, wenn die Pflanzen luftig stehen und gut abtrocknen können. Gartenkresse wächst sehr rasch und lässt sich in wenigen Wochen ernten.

Und so geht es dann weiter

Im Frühherbst werden Pflanzen und Pflanzenreste grundsätzlich nicht eingearbeitet. Bei der Verrottung würden wertvolle Nährstoffe freigesetzt, die ausgewaschen werden könnten. Bei schweren Böden erfolgt das Umgraben im Dezember kurz vor dem Durchfrieren des Bodens. Oder man lässt die Gründüngung einfach bis zum Frühjahr stehen. Winterharte Gründüngungspflanzen bilden viel Grünmasse und verholzende Teile, die den Boden über den Winter schützen. Das Einarbeiten im Frühjahr ist dann jedoch oft schwieriger. Reißen Sie die Pflanzenreste deshalb heraus und geben Sie sie auf den Kompost oder Sie mähen sie ab und graben die Flächen mit einem flach gehaltenen Spaten wenige Wochen vor der Beetnutzung um. Frostempfindliche Gründüngungspflanzen, die durch die Kälte abgestorben sind, bleiben noch als Mulch auf dem Boden liegen. Pflanzenreste werden im Frühjahr eventuell abgerecht und kompostiert oder auch flach untergegraben.


https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartenblog

Weitere Informationen: Wenn Sie weitere Fragen haben, schreiben Sie eine E-Mail an:

bay.gartenakademie@lwg.bayern.de, oder wenden Sie sich an das Gartentelefon (0931/9801-3333)


(Text und Bilder: Verschiedene Autoren © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)

Wassermanagement im Garten, schon im Frühjahr

Schon jetzt im Mai ist es heiß und lang anhaltend trocken. Auch die Freizeitgärtner beobachten, wie die Böden immer trockener werden und die Pflanzen zu schlappen beginnen, wenn nicht gegossen wird. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps, wie Sie wassersparend Gärtnern können.

Wenig Niederschlag, warme Temperaturen und viel Wind begünstigen, dass der Boden austrocknet. Die Pflanzen wachsen momentan sehr stark und verdunsten viel Wasser, was vom Boden nicht nachgeliefert werden kann. Ein sorgsamer Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ist notwendig.

Wenig Wasser über den Winter

Schon seit Wochen fehlen ausreichend Niederschläge, sei es als Regen oder Schnee. Gerade in der Hauptwachstumszeit benötigen die Pflanzen ausreichend Wasser, damit sie sich zu kräftigen und gesunden Exemplaren entwickeln bzw. ihre Früchte ernähren und ausreifen lassen können. Wer schon vor einigen Wochen in Regentonnen oder Zisterne Wasser auffangen konnte, kann zumindest für einige Zeit gießen.

Je nach Boden können länger anhaltende Trockenphasen gravierende Schäden verursachen. Dies zeigt sich besonders auf sandigen, humusarmen, flachgründigen Böden. Eine Zufuhr von organischer Substanz als Gründüngung, Kompost oder ähnlichem erhöht den Humusgehalt des Bodens. Dieser sorgt für eine gute Bodenstruktur und erhöht vor allem die Aufnahme des Regen- bzw. Gießwassers und dessen Speicherfähigkeit.

Bodenpflege

Ein sorgsamer Umgang mit dem Gartenboden fördert nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die Wasserhaltefähigkeit. Ganz wichtig ist deshalb das Mulchen, das Bedecken des Bodens. In manchen Staudenbereichen kann es mineralischer Mulch sein (Ziegelsplitt, Kies in unterschiedlicher Körnung). Meist jedoch verwendet man organisches Material. Während im Staudenbeet beispielweise Miscanthushäcksel zu Einsatz kommt, verwendet man in den Gemüsebeeten oft angewelkten Rasenschnitt, Gemüseblätter, gehäckselte Grünabfälle oder Stroh, aber auch Schafwollvlies. Mulchen hemmt die Wasserverdunstung aus dem Boden.

Zugleich isoliert die Mulchschicht und vermindert das Aufheizen des Bodens. Die Bodenoberfläche bleibt offenporig und verkrustet nicht, sodass (vor allem starke) Regenfälle oder auch das Gießwasser besser und ohne Erosion versickern können. Eine dickere Mulchschicht unterdrückt oder verhindert das Wachstum von Beikräutern, die zusätzliche um das Wasser konkurrieren. Denselben Effekt hat das Mulchen bewuchsfreier Baumscheiben um Bäume und Sträucher.

Wo der Boden nicht durch Mulch bedeckt ist, wird leicht aufgehackt. Ein flachgründiges Hacken unterbricht die Kapillare (feine Bodenröhrchen), die das Wasser an die Oberfläche führen. Die somit reduzierte Verdunstung erspart etwa zwei Gießvorgänge.

Pflanzen und Pflanzung

Stauden gibt es für jeden Boden und für alle Standorte. Wichtig ist eine Pflanzung, die zum jeweiligen Platz passt. Hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen besitzen einen geringen Wasserbedarf. Sie tragen somit erheblich zum Wassersparen bei. In Staudenpflanzungen lassen sich rhizom- und knollenbildende Pflanzen sowie Arten mit silbrig-grauem oder kleinblättrigem bzw. gefiedertem Laub, befilzter Blattoberfläche oder dicker Epidermis gut integrieren. Blumenwiesen und kräuterreiche, extensive, weniger gemähte Flächen benötigen im Gegensatz zu intensiven Rasenflächen keine Zusatzbewässerung im Sommer. Nicht zu begehende Flächen lassen sich mit geeigneten Bodendeckern bepflanzen.

Für Tomaten, Zucchini, Gurken und andere einzelnstehende Fruchtgemüse, sowie Neupflanzungen von Stauden und Gehölzen eignen sich eingegrabene größere Töpfe, Pflanzmulden bzw. Pflanzringe. Dann kann das Wasser, auch größere Mengen, langsam und tiefer in den Boden eindringen, ohne die Erde wegzuschwemmen. Zudem bilden sich mehr und längere Wurzeln, die dann auch Wasser aus den tieferen Schichten aufnehmen können. Wurzelgemüsearten sind dann besonders im Vorteil.

Sinnvolles Gießen

Ein trockener Boden nimmt schlecht Wasser auf. Gießen Sie daher, wenn der Boden noch leicht feucht im Untergrund ist und die Erde zwischen den einzelnen Gießintervallen nicht vollständig ausgetrocknet. Gießen Sie weniger oft, aber durchdringend. Bei einem schonenden Gießdurchgang sollten es bei Gemüse schon etwa 20 bis 25 Liter je Quadratmeter sein. Dies durchfeuchtet den Boden auch bis zu 20 Zentimeter tief. Dann reicht es oft nur jeden dritten Tag zu gießen. Während Neupflanzungen von Stauden und Gehölzen auch zwei bis dreimal in der Woche Wasser benötigen, können eingewachsene Pflanzen alle zwei bis vier Wochen (oder auch seltener) durchdringend gewässert werden. Wenn Sie nicht mit der Gießkanne wässern, messen Sie ab, wie viel Wasser durch den Schlauch, die Gießbrause oder den Regner kommt, um bedarfsgerecht zu Gießen. Verwenden Sie einen weichen Wasserstrahl, damit der Boden nicht verschlämmt, weggewaschen wird oder schließlich verkrustet. Am besten ist daher das Gießen am Morgen, wenn die Blätter oft ohnehin taunass sind und der Boden noch kühl. Dann wird das Wasser besser aufgenommen. Gießen Sie nicht die Blätter, sondern direkt an die Wurzeln! Beim Gießen überkopf verdunstet eine Meng Wasser, ohne dass die Pflanzenwurzeln etwas abbekommen. Außerdem können sich Pilzkrankheiten stärker entwickeln. Nachteile eines mittäglichen Gießens sind unnötige Wasserverluste. Die Hitze der Blätter und des Bodens lassen einen Teil des Wassers besonders schnell verdunsten.

Weitere Maßnahmen bei Wärme und Trockenheit

Waschen Sie Obst und Gemüse in Schüsseln, sammeln dieses Wasser in Gießkannen und nutzen es zum Gießen. Und wer seinen Garten nicht vor der Tür hat, gießt Balkonkästen und Kübelpflanzen. Es klingt banal, doch lassen Sie den Sonnenschirm auch für ihre Pflanzen stehen. Die Schattierung sorgt dafür, dass die Pflanzen weniger Wasser benötigen. Zudem beugt der Sonnenschutz Schäden beispielsweise an Beerenobstfrüchten vor.

Korrigieren Sie den Überbehang bzw. starken Behang beim Obst. Zum Ausreifen benötigen die Früchte Wasser. Reduzieren Sie daher die kleinen Früchte rechtzeitig, damit die restlichen wachsen und reifen können. Ein Sommerschnitt bei stark wachsenden Bäumen verringert die Blattmasse und somit die Verdunstung.

Nutzen Sie bei Topfpflanzen Untersetzer, in denen das durchgelaufene Gießwasser aufgefangen (dort kann es auch kurze Zeit stehen bleiben) und durch Aufsaugen des Substrates wieder verwendet wird. Balkonkästen mit Wasserspeicher haben sich bewährt.


Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an das Gartentelefon (0931/9801-3333); oder schreiben Sie eine E-Mail an: bay.gartenakademie@lwg.bayern.de

https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartenblog


Text: Bayerische Gartenakademie


Humus

“HOMO – HUMUS – HUMANITAS, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs.”

(Friedensreich Hundertwasser)

Das lateinische Wort „Humus“ bedeutet Erde, Boden.

„Human“ ist von derselben Wurzel abgeleitet , der erste Teil des Wortes homogen ebenso.

Im Englischen ist der Mensch – human – schlicht und logisch: „der Irdische“

Der Begriff „Kompost“ leitet sich aus dem lateinischen Wort componere ab, das „etwas zusammen legen, setzen, stellen“ bedeuted. Kompost ist also eine Komposition oder Zusammensetzung aus vielen organischen Stoffen, die im Laufe der Zeit zersetzt werden und sich zu Humus verwandeln können.

Humus ist ein Medium und ein komplexer Lebensraum. Es ist abgestorbenes Leben in belebten, transformierten Zustand, dem wir Menschen ursprünglich auch angehören.

Ich sehe in diesen beiden Begriffen die wichtigsten Kreuzungspunkte von Natur- und menschlicher Kulturentwicklung. Ohne das Verständnis von Bodenfruchtbarkeit und die bewußte Nachahmung der zugrunde liegenden Prozesse, wäre eine Kulturentwicklung des Menschen nicht möglich gewesen. Auch die Schriften des alten Testaments (Genesis, Kapitel 2) verweisen auf die Formung des Menschen aus der fruchtbaren Erde – dem Ackerboden, und der erste Kulturmensch Adam lebte im Paradies – einen Garten.

Die klassische Humustheorie

Humus ist laut bodenkundlicher Definition die Gesamtheit aller in und auf dem Boden befindlichen, abgestorbenen, pflanzlichen und tierischen Streustoffe und deren organischen Umwandlungsprodukte. Der leicht zersetzbare Teil des Humus, wird klassischerweise als Nährhumus bezeichnet. Der stabilere Teil, der durch mikrobielle Ab- und Umbauprozesse entsteht, die sogenannten Huminstoffe, wurde früher als Dauerhumus bezeichnet. Während der Nährhumus etwa 10-20 % der organischen Bodensubstanz ausmacht und maßgeblich zur Ernährung des Bodenlebens und zur Nachlieferung von Nährstoffen beiträgt, ist der Dauerhumus mit rund 80-90 % der organischen Bodensubstanz für die Aggregatbildung und damit ein stabiles Bodengefüge entscheidend und verbessert die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens.

Der Nährhumus besteht v.a. aus der leichter zersetzbaren organischen Substanz mit engem C/N-Verhältnis und niedrigen Ligningehalten. Im Gegensatz dazu fördern schwer zersetzbare organische Substanzen mit weitem C/N-Verhältnis oder hohen Ligningehalten die Bildung von Dauerhumus.

Untersuchungen der im Dauerhumus enthaltenen Huminstoffe seit dem 18. Jahrhundert haben den Grundstein für die bis heute wirkende Vorstellung verschiedener Huminstoffgruppen gelegt: Huminsäuren, Fulvosäuren und Humine würden demnach während der Zersetzung organischen Materials durch die Mikroorganismen des Bodens neu gebildet.

Die neueren Humustheorien gehen dagegen von einer bloßen Anreicherung schwer zersetzbarer Substanzen und Verbindungen, wie z.B. Lignin an die Ton-Humus-Komplexe aus. Pflanzenreste und einzelne organische Stoffgruppen unterscheiden sich demnach zwar graduell in ihrer Zersetzbarkeit, wahrscheinlich gibt es aber keine wirkliche Resistenz gegenüber mikrobiellem Abbau.

Die bei weitem wichtigste Größe für alle Prozesse der Humusbildung auf der einen, sowie der Pflanzenernährung auf der anderen Seite, ist nach derzeitigen Erkenntnisstand (siehe Paper unten) die aktive Interaktion der Pflanze mit dem Mikrobiom und den Pilzgeflechten im Wurzelbereich durch ihre Wurzelexudate. Ich erwähne dies hier ausdrücklich, um eine Gewichtung vorzunehmen: Eine üppige, diverse, ganzjährige Pflanzenbedeckung ist immer die beste Bodenpflege und Methode des Humusaufbaus.

Diese neueren Forschungen haben große globale Relevanz: Die Möglichkeit, organischen Kohlenstoff dauerhaft in Böden zu speichern, beschäftigt in Zeiten des Klimawandels Forschungsinstitute auf der ganzen Welt. „Wie stabil ist der durch Biomasse in Agrar-Böden eingebrachte Kohlenstoff?“, ist die derzeit wichtigste Frage. (Siehe z.B. Thünen-Institut: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/agrarklimaschutz/aktuelles-und-service/detail-aktuelles/neues-paper-stabilisierung-von-kohlenstoff-in-boeden)

Die überschwänglich positiven Utopien der internationalen „4 per 1000“ Initiative – Gesunde Böden für Welternährung und Klima, scheinen nicht ganz aufzugehen.

So wünschenswert es ist, weltweit gesunde und kohlenstoffreiche Böden durch nachhaltigere und bodenschonendere Landwirtschaft zu etablieren, ein Allheilmittel gegen den Klimawandel kann die Speicherung von Kohlenstoff aus der Luft durch Humusaufbau in den Agrarböden wohl nicht so leicht werden.


Text: Ruth Mahla

C/N-Verhältnis

C/N-Verhältnis bezeichnet das Massenverhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff, wobei Stickstoff N gleich 1 gesetzt wird

Faustregel für Gärtner*innen beim Kompostieren oder Mulchen: 1 Teil Braunes (Holziges) auf 3 Teile Grünes (frische nicht verholzte Pflanzenreste)

  • Alles was grün ist, enthält mehr Stickstoff-Anteile und wird schneller zu leicht pflanzenverfügbaren Nährsalzen abgebaut (mineralisiert). Diese werden aber auch schnell wieder abgebaut oder ausgewaschen.
  • Alles was braun und/oder holzig ist enthält mehr Kohlenstoff und Lignin und wird viel langsamer zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen abgebaut (humifiziert) und als stabilerer „Dauerhumus“ in den Bodenaggregaten eingeschlossen.
  • Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N Wert) sollte beim Gartenkompost im Bereich 20-35/1 liegen. Das heißt, für einen nährstoffreichen Kompost sollten etwa 20-35 mal mehr Kohlenstoff in den Kompostmaterialien vorhanden sein, als Stickstoff. Ist der Wert höher, dauert die Zersetzung länger. Ist der Wert niedriger, ist also mehr Stickstoff im Material, gast es in Form von CO2 und Methan aus (Prozesse der Bodenatmung). Der offene Kompost kann dann klimaschädlich wirken.

Beispiele für typische C/N-Werte:

  • Rindermist mit Stroh: 20 – 25 (ideales Kompostmaterial, wenn von artgerechter, fairer Biolandwirtschaft)
  • Rasenschnitt: 12 – 15
  • Küchenabfälle: 12 – 25
  • Laub: 50 – 60
  • Baum/Gehölzschnitt: 100 – 150

In der Praxis genügt eine intuitive Abschätzung. Alle Gartenaktiven kennen das Phänomen, dass bei zuviel Rasenschnitt und Gemüseresten die Materialien des Kompost oder der Mulchschicht kompaktieren, wie Matten zusammenkleben und zu faulen beginnen. Mischt man alte Blätter, gröberen Staudenschnitt oder Obstbaumhäcksel dazu wird die Masse schnell wieder luftig und locker – die aeroben Mikroben nehmen wieder Überhand und die gewünschten Zersetzungsprozesse laufen weiter.


Text: Ruth Mahla