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Humus

“HOMO – HUMUS – HUMANITAS, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs.”

(Friedensreich Hundertwasser)

Das lateinische Wort „Humus“ bedeutet Erde, Boden.

„Human“ ist von derselben Wurzel abgeleitet , der erste Teil des Wortes homogen ebenso.

Im Englischen ist der Mensch – human – schlicht und logisch: „der Irdische“

Der Begriff „Kompost“ leitet sich aus dem lateinischen Wort componere ab, das „etwas zusammen legen, setzen, stellen“ bedeuted. Kompost ist also eine Komposition oder Zusammensetzung aus vielen organischen Stoffen, die im Laufe der Zeit zersetzt werden und sich zu Humus verwandeln können.

Humus ist ein Medium und ein komplexer Lebensraum. Es ist abgestorbenes Leben in belebten, transformierten Zustand, dem wir Menschen ursprünglich auch angehören.

Ich sehe in diesen beiden Begriffen die wichtigsten Kreuzungspunkte von Natur- und menschlicher Kulturentwicklung. Ohne das Verständnis von Bodenfruchtbarkeit und die bewußte Nachahmung der zugrunde liegenden Prozesse, wäre eine Kulturentwicklung des Menschen nicht möglich gewesen. Auch die Schriften des alten Testaments (Genesis, Kapitel 2) verweisen auf die Formung des Menschen aus der fruchtbaren Erde – dem Ackerboden, und der erste Kulturmensch Adam lebte im Paradies – einen Garten.

Die klassische Humustheorie

Humus ist laut bodenkundlicher Definition die Gesamtheit aller in und auf dem Boden befindlichen, abgestorbenen, pflanzlichen und tierischen Streustoffe und deren organischen Umwandlungsprodukte. Der leicht zersetzbare Teil des Humus, wird klassischerweise als Nährhumus bezeichnet. Der stabilere Teil, der durch mikrobielle Ab- und Umbauprozesse entsteht, die sogenannten Huminstoffe, wurde früher als Dauerhumus bezeichnet. Während der Nährhumus etwa 10-20 % der organischen Bodensubstanz ausmacht und maßgeblich zur Ernährung des Bodenlebens und zur Nachlieferung von Nährstoffen beiträgt, ist der Dauerhumus mit rund 80-90 % der organischen Bodensubstanz für die Aggregatbildung und damit ein stabiles Bodengefüge entscheidend und verbessert die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens.

Der Nährhumus besteht v.a. aus der leichter zersetzbaren organischen Substanz mit engem C/N-Verhältnis und niedrigen Ligningehalten. Im Gegensatz dazu fördern schwer zersetzbare organische Substanzen mit weitem C/N-Verhältnis oder hohen Ligningehalten die Bildung von Dauerhumus.

Untersuchungen der im Dauerhumus enthaltenen Huminstoffe seit dem 18. Jahrhundert haben den Grundstein für die bis heute wirkende Vorstellung verschiedener Huminstoffgruppen gelegt: Huminsäuren, Fulvosäuren und Humine würden demnach während der Zersetzung organischen Materials durch die Mikroorganismen des Bodens neu gebildet.

Die neueren Humustheorien gehen dagegen von einer bloßen Anreicherung schwer zersetzbarer Substanzen und Verbindungen, wie z.B. Lignin an die Ton-Humus-Komplexe aus. Pflanzenreste und einzelne organische Stoffgruppen unterscheiden sich demnach zwar graduell in ihrer Zersetzbarkeit, wahrscheinlich gibt es aber keine wirkliche Resistenz gegenüber mikrobiellem Abbau.

Die bei weitem wichtigste Größe für alle Prozesse der Humusbildung auf der einen, sowie der Pflanzenernährung auf der anderen Seite, ist nach derzeitigen Erkenntnisstand (siehe Paper unten) die aktive Interaktion der Pflanze mit dem Mikrobiom und den Pilzgeflechten im Wurzelbereich durch ihre Wurzelexudate. Ich erwähne dies hier ausdrücklich, um eine Gewichtung vorzunehmen: Eine üppige, diverse, ganzjährige Pflanzenbedeckung ist immer die beste Bodenpflege und Methode des Humusaufbaus.

Diese neueren Forschungen haben große globale Relevanz: Die Möglichkeit, organischen Kohlenstoff dauerhaft in Böden zu speichern, beschäftigt in Zeiten des Klimawandels Forschungsinstitute auf der ganzen Welt. „Wie stabil ist der durch Biomasse in Agrar-Böden eingebrachte Kohlenstoff?“, ist die derzeit wichtigste Frage. (Siehe z.B. Thünen-Institut: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/agrarklimaschutz/aktuelles-und-service/detail-aktuelles/neues-paper-stabilisierung-von-kohlenstoff-in-boeden)

Die überschwänglich positiven Utopien der internationalen „4 per 1000“ Initiative – Gesunde Böden für Welternährung und Klima, scheinen nicht ganz aufzugehen.

So wünschenswert es ist, weltweit gesunde und kohlenstoffreiche Böden durch nachhaltigere und bodenschonendere Landwirtschaft zu etablieren, ein Allheilmittel gegen den Klimawandel kann die Speicherung von Kohlenstoff aus der Luft durch Humusaufbau in den Agrarböden wohl nicht so leicht werden.


Text: Ruth Mahla

C/N-Verhältnis

C/N-Verhältnis bezeichnet das Massenverhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff, wobei Stickstoff N gleich 1 gesetzt wird

Faustregel für Gärtner*innen beim Kompostieren oder Mulchen: 1 Teil Braunes (Holziges) auf 3 Teile Grünes (frische nicht verholzte Pflanzenreste)

  • Alles was grün ist, enthält mehr Stickstoff-Anteile und wird schneller zu leicht pflanzenverfügbaren Nährsalzen abgebaut (mineralisiert). Diese werden aber auch schnell wieder abgebaut oder ausgewaschen.
  • Alles was braun und/oder holzig ist enthält mehr Kohlenstoff und Lignin und wird viel langsamer zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen abgebaut (humifiziert) und als stabilerer „Dauerhumus“ in den Bodenaggregaten eingeschlossen.
  • Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N Wert) sollte beim Gartenkompost im Bereich 20-35/1 liegen. Das heißt, für einen nährstoffreichen Kompost sollten etwa 20-35 mal mehr Kohlenstoff in den Kompostmaterialien vorhanden sein, als Stickstoff. Ist der Wert höher, dauert die Zersetzung länger. Ist der Wert niedriger, ist also mehr Stickstoff im Material, gast es in Form von CO2 und Methan aus (Prozesse der Bodenatmung). Der offene Kompost kann dann klimaschädlich wirken.

Beispiele für typische C/N-Werte:

  • Rindermist mit Stroh: 20 – 25 (ideales Kompostmaterial, wenn von artgerechter, fairer Biolandwirtschaft)
  • Rasenschnitt: 12 – 15
  • Küchenabfälle: 12 – 25
  • Laub: 50 – 60
  • Baum/Gehölzschnitt: 100 – 150

In der Praxis genügt eine intuitive Abschätzung. Alle Gartenaktiven kennen das Phänomen, dass bei zuviel Rasenschnitt und Gemüseresten die Materialien des Kompost oder der Mulchschicht kompaktieren, wie Matten zusammenkleben und zu faulen beginnen. Mischt man alte Blätter, gröberen Staudenschnitt oder Obstbaumhäcksel dazu wird die Masse schnell wieder luftig und locker – die aeroben Mikroben nehmen wieder Überhand und die gewünschten Zersetzungsprozesse laufen weiter.


Text: Ruth Mahla

Kompostieren in urbanen Gärten

Seit tausenden von Jahren wird – absichtsvoll oder nicht – Kompostierung praktiziert. Auch eine einfache Entledigung von organischen Abfallstoffen auf einem Haufen zieht ja meist eine Kompostierung dieser Stoffe nach sich. Ebenfalls seit Jahrtausenden nutzen, steuern und perfektionieren Menschen diese Technik, um die Fruchtbarkeit ihrer Böden zu erhöhen und zu erhalten (z.B. die Terra-Preta-Kulturen Amazoniens).

Der Begriff Kompost leitet sich aus dem lateinischen Wort componere ab, das „etwas zusammen legen, setzen, stellen“ bedeuted. Kompost ist also eine Komposition oder Zusammensetzung aus vielen organischen Stoffen, die sich im Laufe der Zeit zersetzen und zu Humus werden können. Humus dagegen ist eine noch speziellere Lebenssubstanz, ein komplexer Lebensraum, es ist Mineralboden und Kompost in miteinander verquickten, transformierten Zustand.

Kompostieren ist nur eine von vielen Maßnahmen, die zu mehr Organik im Boden führen und leider auch eine Methode, die viele Fehlerquellen in sich birgt: Falsches Kompostieren kann auch klimaschädlich wirken und Krankheiten vermehren.

Deswegen ist gelingendes Kompostieren ein wertvoller und bereichender Lern- und Erfahrungsprozess für die Gärtner*innen, eine besondere Erfahrung der Erdung und der Verbindung mit den elementaren Stoffwechselprozessen des Lebens.

1. Grundlegendes:

Für alle Methoden des Kompostierens gilt:

Bodenlebewesen reagieren empfindlich auf Gifte, z.B. Pflanzenschutzmittel.

Dem oberirdischen Insektensterben geht meist ein unterirdisches Sterben der Bodenfauna voraus. Noch ein Grund mehr, nur noch Biolebensmittel einzukaufen: Rohe, pflanzliche Überreste können mit wenigen Ausnahmen (Zitrusfrüchte und Zwiebeln) problemlos kompostiert werden.

Kompostierung ist ein aerober Prozess. Die gewünschten Ab- Um- und Aufbauprozesse (Rotte) finden nur mit ausreichender Verfügbarkeit von Sauerstoff statt. Man riecht es sofort, wenn der Kompost nicht genug Sauerstoff hat – er stinkt faulig!

Für alle Kompostierungsprozesse sind folgende Bedingungen wichtig:

  • Gute Durchlüftung des Materials
  • Richtige Feuchtigkeit: Zuviel Feuchtigkeit verdrängt den Sauerstoff, zu wenig bringt die Tätigkeit der Bodenlebewesen zum Erliegen.
  • Vielfältige Materialien­
  • Günstiges Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis (C/N-Verhältnis)
  • Erwärmung zu Beginn der Kompostierung: Auch wenn eine richtige Heißrotte im Garten schwer herzustellen ist, weist eine anfängliche Erwärmung auf das Anwachsen der gewünschten, mikrobiellen Zersetzungsprozesse hin.

Für alle Kompostierungsprozesse gilt: Die Mischung macht´s!

Die Kompostierung gelingt am besten, wenn viele verschiedene Materialien locker miteinander vermischt werden:

  • Stickstoffreiche und stickstoffarme Biomasse
  • Kohlenstoffreiche und kohlenstoffarme Materialien
  • frische (nicht gekochte) Küchenabfälle und alte Gartenabfälle, wie Laub
  • Auflockernde und verdichtende Materialien, wie Holzhäcksel und Grasschnitt

Kohlenstoff und Stickstoff: Auf das richtige Verhältnis kommt es an!

(C/N-Verhältnis: Massenverhältnis Kohlenstoff zu Stickstoff, wobei Stickstoff N gleich 1 gesetzt wird.)

Faustregel für Gärtner*innen: 1 Teil Braunes (Holziges) auf 3 Teile Grünes (frische nicht verholzte Pflanzenreste)

  • Alles was grün ist, enthält mehr Stickstoff-Anteile und wird schneller zu leicht pflanzenverfügbaren Nährsalzen abgebaut (mineralisiert). Diese werden aber auch schnell wieder abgebaut oder ausgewaschen.
  • Alles was braun und/oder holzig ist enthält mehr Kohlenstoff und Lignin und wird viel langsamer zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen abgebaut (humifiziert) und als stabilerer „Dauerhumus“ in den Bodenaggregaten eingeschlossen.
  • Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N Wert) sollte beim Gartenkompost im Bereich 20-35/1 liegen. Das heißt, für einen nährstoffreichen Kompost sollten etwa 20-35 mal mehr Kohlenstoff in den Kompostmaterialien vorhanden sein, als Stickstoff. Ist der Wert höher, dauert die Zersetzung länger. Ist der Wert niedriger, ist also mehr Stickstoff im Material, gast es in Form von CO2 und Methan aus (Prozesse der Bodenatmung). Der offene Kompost kann dann klimaschädlich wirken.

Beispiele für typische C/N-Werte:

  • Rindermist mit Stroh: 20 – 25
  • Rasenschnitt: 12 – 15
  • Küchenabfälle: 12 – 25
  • Laub: 50 – 60
  • Baum/Gehölzschnitt: 100 – 150

In der Praxis genügt eine intuitive Abschätzung. Alle Gartenaktiven kennen das Phänomen, dass bei zuviel Rasenschnitt und Gemüseresten die Materialien kompaktieren, wie Matten zusammenkleben und zu faulen beginnen. Mischt man alte Blätter, gröberen Staudenschnitt oder Obstbaumhäcksel dazu wird die Masse schnell wieder luftig und locker – die aeroben Mikroben nehmen wieder Überhand und die gewünschten Zersetzungsprozesse laufen weiter.

Wenn alle diese grundlegenden Bedingungen für eine gelungene Kompostierung gegeben sind, enthält der reife Kompost in der Regel alle essentiellen Pflanzennährstoffe in ausreichender Menge. Eine reine Kompostwirtschaft ist, wenn ausreichend Biomasse verfügbar ist und wenn passende Mischkultursysteme und Fruchtfolgen, am Besten mit Brachejahren, angewandt werden, ausreichend. Der limitierende Faktor für eine reine Kompostwirtschaft ohne weitere Zudüngung ist tatsächlich meistens ein Mangel an Biomasse.

Die Nährstoffe eines Kompost sind nur zu einem geringen Teil im Bodenwasser gelöst, sondern an den Ton-Humuskomplexen angelagert. Die Pflanze muss erst mit ihren Wurzelexudaten ein geeignetes Milieu schaffen, um sie sich verfügbar zu machen. Deswegen sind mit Kompost gedüngte Gemüsekulturen ca. 2 Wochen später dran mit ihrer Entwicklung, wurzeln aber tiefer und sind allgemein robuster als Kulturen, die leicht pflanzenverfügbare, im Wasser gelöste Düngung erhalten.

Der Kompost sollte nur oberflächlich eingeharkt werden. Niemals sollte man Kompost in die Pflanzlöcher geben. Das macht die Jungpflanzen „faul“ und sie wurzeln weniger tief und verzweigt.

Die Abbildung 1 zeigt den ungefähren Bedarf der Stark- Mittel- und Schwachzehrerkulturen, wenn man nur mit Kompost düngt.

2. Viele Wege führen zum guten Gartenkompost:

Geläufigste Unterscheidungsmöglichkeiten:

  • Systeme mit oder ohne Bodenanschluss
  • Systeme mit oder ohne Heißrotte
  • Unterscheidung nach Art und Zusammensetzung der Materialien: Im Garten überwiegen Grünkomposte und Mischkomposte, d.h. Gartenabfälle aller Art, wie Jätgut, Grassoden, Staudenreste, Gehölzschnitt, sowie energiereiche Küchenabfälle, wie Schalen von rohen Obst und Gemüse.
  • Spezialkomposte: Mistkompost, Rindenkompost, Laubkompost…

Wichtigste Kompostierungs-Systeme:

  • Heißrottesysteme
  • Offene Mieten
  • 3-Kammersysteme
  • Thermokomposter
  • Trommelkomposter
  • Wurmkisten

3. Verschiedene Kompostierungsprozesse

3.1. Heißrotte

In der folgenden Abbildung 2 wird ein idealisiertes Schema eines Kompostierungsprozesses mit Heißrotte gezeigt, wie sie typischerweise in einem professionellen Kompostwerk abläuft

Quelle: www.kompost.de

Mikroorganismen erzeugen beim Zersetzen organischer Substanz Wärme. In der Anfangsphase der mikrobiellen Zersetzung werden Temperaturen von 60 bis 70 Grad Celsius erreicht. Diese Temperaturen hygienisieren den Kompost, vertreiben aber auch das vielfältige Bodenleben. Je kleiner das Material und je mehr Grünes (enges C/N-Verhältnis), desto mehr Angriffsfläche für Mikroorganismen, desto schneller werden hohe Temperaturen erreicht. Die Stickstoff abbauenden Mikroben vermehren sich explosionsartig und die Zersetzung läuft auf Hochtouren. Allerdings nimmt dabei auch die Atmung zu: Stickstoff wird nitrifiziert und CO2 und Ammoniak ausgeatmet – der Kompost produziert also schädliche Klimagase. Dabei sinkt der pH-Wert und organische Säuren reichern sich an. Deswegen ist Kompost aus der Vorrotte auf bepflanzten Beeten zu vermeiden. Mit zunehmendem Rottegrad sinkt die Temperatur des Kompostes dann bis auf Außentemperatur ab und der Kompost wird in der Aufbauphase mit Makrofauna besiedelt.

Beim Hygienisieren werden Krankheitserreger, Pilzsporen und Schneckeneier abgetötet. Auch viele Pflanzensamen sterben ab – das hat natürlich Vorteile. Die Gefahr, durch den Kompost Krankheitserreger, Schädlinge und übermäßig viele Unkrautsamen in die Beete einzutragen, wird minimiert.

Eine Heißrotte bis 70 Grad kann an einem offenen Kompostplatz nur erzeugt werden, wenn man das gesammelte, sehr gut zerkleinerte Material auf einmal in einem großen Haufen in Wechsellagen mit viel hitzeerzeugenden Grasschnitt dicht lagert und abdeckt. Vorraussetzung, dass die Heißrotte gelingt, sind ausreichend frische, stickstoffhaltige Materialien und die richtige Feuchtigkeit. Grasschnitt ist für viele Mikroben wie Sahnetorte. Sie vermehren sich exponentiell, was den Kompost stark erhitzt. Allerdings gast der Kompost bei diesem Prozess mit den schon beschriebenen klimaschädlichen Folgen entsprechend stark aus. Auch deswegen sollte man eine Heißrotte immer mit festen Materialien abdecken, nicht nur mit Heu oder Laub.

Tipp: Im Garten kann mit Hilfe einer verschließbaren Tonne eine Heißrotte zur Hygienisierung von Mehltaublättern etc. realisiert werden: Ein Viertel Grasschnitt am Boden der Tonne feststampfen – befallenes Material daraufgeben und feststampfen – darauf nochmal ein Viertel frischen Grasschnitt, möglichst fest und eng an den Deckel gelagert. Deckel fest verschließen. Nach 2-3 Tagen werden Temperaturen über 70 Grad erreicht. Nach Abklingen der Hitze kann das Material auf der offenen Miete vererdet werden.

3.2. Der Kompostierungsprozess im Garten ohne Heißrotte

Bei einer etwas kühler ablaufenden Kompostierung auf offenen Mieten oder Kammersystemen im Garten überwiegen meiner Meinung nach die Vorteile aus folgenden Gründen:

  • Die offene Miete mit Bodenanschluss bleibt immer Lebensraum, wird nicht vorübergehend zum Substrat, wie es während der Umbauphase bei einer Heißrotte der Fall ist. Die Vielfalt des Lebens bleibt während aller Phasen in Teilen des Kompost erhalten, die Besiedelung mit Makrofauna findet während des gesamten Prozesses an verschiedenen Stellen des Kompost statt.
  • Dadurch wird der Kompost während aller Phasen biologisch günstig beeinflusst. Die „Lebendverbauung“ setzt früher ein. Durch die Fress- und Ausscheidetätigkeit v.a. der Würmer entsteht das Gärtnergold – die fruchtbaren Ton-Humus-Komplexe – schon in einer frühen Phase der Kompostierung.
  • Durch die weniger rasante Verstoffwechslung des Stickstoffs gibt es auch weniger Verluste durch Bodenatmung und Auswaschung
  • Vor allem ist es aber für die Gärtner*innen einfacher, da Material bis zur Schließung der Miete hinzugefügt werden kann, wenn es anfällt und nicht an einem anderen Ort gesammelt werden muss, wo es oft schon unkontrolliert zu rotten beginnt, bis eine geschlossene Miete für die Heißrotte aufgesetzt wird.
  • Das Material muss nicht so klein gehäckselt werden – duch gröberes Material ist eine ausreichende Durchlüftung garantiert.
  • Die Vorteile durch Hygeniesierung werden meiner Meinung nach überschätzt, da Sporen und Keime überall vorhanden sind.

Fazit: Die nicht so scharf voneinander abgegrenzte Phasenabfolge der Rotte und ein weiteres C/N-Verhältnis, also ein höherer Kohlenstoffanteil durch viel holziges Material, läßt den Kompostierungsprozess langsamer und weniger energiereich (kühler) ablaufen. Zahlreiche verschiedene Mikroorganismen sind gleichzeitig am Werk, alle Stoffe werden gleichzeitig abgebaut, der Kompost gast nicht so stark aus, verliert nicht so viel Stickstoff, Mineralisierung und Humifizierung laufen gleichzeitig, der Lignin-Abbau durch Pilze setzt früher ein. In jeder Phase findet man auch Makrofauna am Werke.

Vielleicht ist es auch ein Typ-Frage: Mir ist die langsamere, sanftere und weniger hitzige Art der Kompostierung lieber.

Je nach Jahrezeit und Ausgangsmaterialien dauert die Vererdung 5 – 12 Monate. In sehr heißen und trockenen Sommermonaten ziehen sich viele Bodentiere, die gesamte Makrofauna in kühlere, feuchtere Bodenschichten zurück. Viele, wie z.B. Regenwürmer halten in ihren unterirdischen Höhlen „Sommerruhe“, stellen also ihre Aktivität völlig ein. Diese schützende Ruhepause ist natürlich nur möglich, wenn der Kompost Bodenanschluss hat, sich die Würmer tief ins schützende Erdreich graben können. Deswegen rate ich von allen Systemen ohne Bodenanschluss, wie zum Beispiel Trommelkomposter ab, wenn man sie nicht engmaschig betreuen kann. Die Temperatur und Feuchte in geschlossenen Systemen, auch in Wurmkisten, muss permanent sicher gestellt werden. In den Sommermonaten sollte der Kompost auch hin und wieder gegossen werden, um ihn vor Austrocknung zu schützen.

Praxistipp: Beim Kressetest zeigen sich schlecht wachsende, gelbliche Keimlinge, wenn der noch unreife Kompost phytotoxisch wirkt, d.h. wenn er Schadstoffe oder zu viele Salze enthält oder zu sauer ist.

3.3. Spezialfall Laubkompost

  • Bodenverbessernder und nährstoffreicher Misch-Laubkompost: 3 – 4 Teile Laub auf 1 Teil Grünes. Dauert 1 – 2 Jahre; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden oder in die Beete eingearbeitet werden.
  • Saurer Laubkompost für säureliebende Kulturen: Nur Laub, auch gerbsäurehaltiges Eichen/Walnusslaub. Dauert 2 – 4 Jahre; unzersetzte Reste können im normalen Kompost kompostiert werden, aber nicht in normale Beete eingearbeitet werden.

Das ist anders beim Laubkompost:

Beim Laubkompost ist der Kohlenstoff-Anteil höher als beim normalen Misch- oder Grünkompost. Das heißt, es werden weniger Nährsalze in Form von Stickstoff mineralisiert. Laubkompost hat weniger leicht pflanzenverfügbare Nährstoffe, wenn man ihn nicht mit Kompost, Grünschnitt und Küchenresten anreichert.

Bodentiere und Mikroorganismen zerlegen Kohlenstoff langsamer – der Prozess der Humifizierung überwiegt. Dabei wird der Kohlenstoff zu langkettigen Kohlenstoffmolekülen, die im Boden den sog. Dauerhumus – oder wissenschaftlich – die partikuläre, okkludierte organische Substanz bilden. Dies ist der wichtigste Nährstoffvorrat, den die Pflanzen mit Hilfe des Mikrobioms aufschließen können und der ausschlaggebend für den nachhaltigen Humusaufbau und damit für die Bodenstruktur ist.

4. Kompostmaterialien:

Sehr gut geeignet:
Bedingt geeignet:
Nicht geeignet:
Kommentar
Bio-Obst/Gemüsereste rohSüdfrüchte/SchalenAlles GekochteGekochtes wegen Anziehung von Ratten ungeeignet

Papier/Pappe (oft kontaminiert – aber die Würmer stürzen sich darauf…)Fleisch/Knochen (wegen Anziehung von Ratten)Fleisch/Knochen wegen Anziehung von Ratten ungeeignet
Eierschalen möglichst kleingeriebenFrischer Rasenschnitt, (kleine Mengen)Kranke Pflanzenteile
Laubhecken/Baumschnitt – gehäckseltNicht erwünschtes Unkraut wie Quecke (sollte nicht vermehrungsfähig sein)Papier beschichtet, bunt bedruckt/Zeitungen
Laub – nicht zu viel Eiche wegen GerbsäureHaare, Federn (auf Kontaminierung achten)Windeln, Fäkalien, Katzenstreu
Grasschnitt, möglichst abgetrocknet, Heu, Stroh, zerkleinerte GrassodenKleine Mengen Holzasche – auch hier auf Gifte achtenStaubsaugerbeutel
Beikräuter, Gräser ohne reife SamenständeKompostierbare neue KunststoffeNicht abbaubare Stoffe, wie Bauschutt, Glas, Kunststoffe
Staudenschnitt – mit Spaten zerteilen reicht – sorgt für BelüftungZwiebelresteKehricht, Schlamm, Abfall

Kaffee-/Teefilter, Teebeutel (Bio) ohne Metall und Pappe, Bio-Kaffee – in MaßenZwiebeln, ganzKoffein und Teein sind Nervengifte und wirken sich auf Bodenlebewesen schädlich aus
Abbildung 2: Kompostmaterialien

5. Anlage und Standort einer offenen Miete

In vielen Gartenratgebern wird dazu geraten, Kompostplätze im Schatten anzulegen. Das hat den Vorteil, dass der Kompost besser vor Austrocknung geschützt ist. Allerdings ist Wärme früh und spät im Jahr wünschenswert für alle Lebensvorgänge, deswegen bevorzuge ich einen sonnigen Platz für die offene Miete unter einem Rankgestell: Kürbisse wachsen zu Fuß des Kompost hervorragend und beschatten ihn während der heißen Monate. Um die richtige Feuchte im Kompost sicherzustellen, sollte man ab und zu reingreifen und bei Trockenheit den Kompost gießen.

Thermokomposter, Trommelkomposter, Wurmkisten und alle Systeme ohne Bodenanschluss stehen aber besser dauerhaft im Schatten, die Temperatur steigt oft schnell an und die Bodentiere können sich dann nicht mehr retten.

Bei der Anlage einer offenen Miete kann grober Gehölz- und Staudenschnitt, Sperriges und Dorniges nur ein wenig mit dem Spaten bearbeitet als „Boden“ verwendet werden. Dies stellt eine gute Belüftung sicher. Man sollte aber keine allzu großen Hohlräume entstehen lassen, damit die Bodentiere nicht in ihren Wanderungen aufgehalten werden. Mit Erdresten, Laub und kleineren Reisig gefüllt und ein wenig flach getreten wird der Gartenabfall zum luftigen, aber doch passierbaren Boden der neuen Miete. In der Regel dauert es 2 – 3 Jahre bis die gröberen Bestandteile vererdet sind und ein neuer Boden eingezogen werden muss.

Bei dieser Gelegenheit kann man auch überlegen, ob man den Kompostplatz als nährstoffreichen Platz wieder für Starkzehrer-Kulturen nutzen will, und die Miete an eine Stelle mit ausgelaugten Boden verlegt.

Das gilt auch für Kammersysteme mit Bodenanschluss – überall, wo der Kompost war, bleibt ein extrem fruchtbarer Gartenboden zurück. Es lohnt sich deswegen, die Kompostplätze im Garten zu rotieren.

Wie schon erwähnt, können offene Mieten im Garten nach und nach befüllt werden.

Die Kompost-Verantwortlichen müssen immer wieder sicherstellen, dass die Faustregel 1 Teil Braunes (Holziges) auf 3 Teile Grünes ungefähr eingehalten wird. Es ist ratsam, sich einen Vorrat an Staudenschnitt, Laub oderHolzhäcksel aufzuheben, um bei Bedarf etwas Holziges untermischen zu können.

Ablauf bei einer offenen Miete mit Bewuchs:

Der fertige Kompost aus der vererdeten Miete wird zu Beginn der Vegetationsperiode auf die Beete ausgebracht und eine neue Miete aufgesetzt. Diese wird befüllt und umgesetzt, bzw. nochmal vermischt, bis die Kürbisse oder andere Rankpflanzen viel Raum einnehmen und verletzt werden könnten. Ein länglicher Hügel von ca. 1 -1,5 m Höhe ist eine bewährte Form, als Abdeckung können alle vom Winter übriggebliebenen Laub und Häckselreste, Heu, Stroh, Jutesäcke, Schaffelle etc. genommen werden. Nun ranken die Kürbisse über die Miete, die bis zur Kürbisernte in Ruhe vererden kann.

Natürlich kann man – wenn bei einem kleineren Garten kein Platz für eine weitere Miete vorhanden ist, auch nur mit einem Teil der Miete so verfahren, so dass am anderen Ende weiter Material aufgeschichtet werden kann.

Wenn man aber einen weiteren Kompostplatz im Garten einrichten will und auch genug Biomasse für die Befüllung hat, ist es einfacher für die Gärtner*innen, da sie weiterhin unbekümmert das anfallende Material ablegen können, ohne auf die Kürbisse aufpassen zu müssen.


Text. Ruth Mahla