“HOMO – HUMUS – HUMANITAS, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs.”
(Friedensreich Hundertwasser)
Das lateinische Wort „Humus“ bedeutet Erde, Boden.
„Human“ ist von derselben Wurzel abgeleitet , der erste Teil des Wortes homogen ebenso.
Im Englischen ist der Mensch – human – schlicht und logisch: „der Irdische“
Der Begriff „Kompost“ leitet sich aus dem lateinischen Wort componere ab, das „etwas zusammen legen, setzen, stellen“ bedeuted. Kompost ist also eine Komposition oder Zusammensetzung aus vielen organischen Stoffen, die im Laufe der Zeit zersetzt werden und sich zu Humus verwandeln können.
Humus ist ein Medium und ein komplexer Lebensraum. Es ist abgestorbenes Leben in belebten, transformierten Zustand, dem wir Menschen ursprünglich auch angehören.
Ich sehe in diesen beiden Begriffen die wichtigsten Kreuzungspunkte von Natur- und menschlicher Kulturentwicklung. Ohne das Verständnis von Bodenfruchtbarkeit und die bewußte Nachahmung der zugrunde liegenden Prozesse, wäre eine Kulturentwicklung des Menschen nicht möglich gewesen. Auch die Schriften des alten Testaments (Genesis, Kapitel 2) verweisen auf die Formung des Menschen aus der fruchtbaren Erde – dem Ackerboden, und der erste Kulturmensch Adam lebte im Paradies – einen Garten.
Die klassische Humustheorie
Humus ist laut bodenkundlicher Definition die Gesamtheit aller in und auf dem Boden befindlichen, abgestorbenen, pflanzlichen und tierischen Streustoffe und deren organischen Umwandlungsprodukte. Der leicht zersetzbare Teil des Humus, wird klassischerweise als Nährhumus bezeichnet. Der stabilere Teil, der durch mikrobielle Ab- und Umbauprozesse entsteht, die sogenannten Huminstoffe, wurde früher als Dauerhumus bezeichnet. Während der Nährhumus etwa 10-20 % der organischen Bodensubstanz ausmacht und maßgeblich zur Ernährung des Bodenlebens und zur Nachlieferung von Nährstoffen beiträgt, ist der Dauerhumus mit rund 80-90 % der organischen Bodensubstanz für die Aggregatbildung und damit ein stabiles Bodengefüge entscheidend und verbessert die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens.
Der Nährhumus besteht v.a. aus der leichter zersetzbaren organischen Substanz mit engem C/N-Verhältnis und niedrigen Ligningehalten. Im Gegensatz dazu fördern schwer zersetzbare organische Substanzen mit weitem C/N-Verhältnis oder hohen Ligningehalten die Bildung von Dauerhumus.
Untersuchungen der im Dauerhumus enthaltenen Huminstoffe seit dem 18. Jahrhundert haben den Grundstein für die bis heute wirkende Vorstellung verschiedener Huminstoffgruppen gelegt: Huminsäuren, Fulvosäuren und Humine würden demnach während der Zersetzung organischen Materials durch die Mikroorganismen des Bodens neu gebildet.
Die neueren Humustheorien gehen dagegen von einer bloßen Anreicherung schwer zersetzbarer Substanzen und Verbindungen, wie z.B. Lignin an die Ton-Humus-Komplexe aus. Pflanzenreste und einzelne organische Stoffgruppen unterscheiden sich demnach zwar graduell in ihrer Zersetzbarkeit, wahrscheinlich gibt es aber keine wirkliche Resistenz gegenüber mikrobiellem Abbau.
Die bei weitem wichtigste Größe für alle Prozesse der Humusbildung auf der einen, sowie der Pflanzenernährung auf der anderen Seite, ist nach derzeitigen Erkenntnisstand (siehe Paper unten) die aktive Interaktion der Pflanze mit dem Mikrobiom und den Pilzgeflechten im Wurzelbereich durch ihre Wurzelexudate. Ich erwähne dies hier ausdrücklich, um eine Gewichtung vorzunehmen: Eine üppige, diverse, ganzjährige Pflanzenbedeckung ist immer die beste Bodenpflege und Methode des Humusaufbaus.
Diese neueren Forschungen haben große globale Relevanz: Die Möglichkeit, organischen Kohlenstoff dauerhaft in Böden zu speichern, beschäftigt in Zeiten des Klimawandels Forschungsinstitute auf der ganzen Welt. „Wie stabil ist der durch Biomasse in Agrar-Böden eingebrachte Kohlenstoff?“, ist die derzeit wichtigste Frage. (Siehe z.B. Thünen-Institut: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/agrarklimaschutz/aktuelles-und-service/detail-aktuelles/neues-paper-stabilisierung-von-kohlenstoff-in-boeden)
Die überschwänglich positiven Utopien der internationalen „4 per 1000“ Initiative – Gesunde Böden für Welternährung und Klima, scheinen nicht ganz aufzugehen.
So wünschenswert es ist, weltweit gesunde und kohlenstoffreiche Böden durch nachhaltigere und bodenschonendere Landwirtschaft zu etablieren, ein Allheilmittel gegen den Klimawandel kann die Speicherung von Kohlenstoff aus der Luft durch Humusaufbau in den Agrarböden wohl nicht so leicht werden.
Text: Ruth Mahla