von Dr. Sebastian Meyer vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TU München
am Mittwoch, den 27. November 2019 um 19:00 Uhr
im münchner zukunftssalon oekom e.V., Waltherstr. 29. Rgb., 2. Stock, 80337 München, U-Bahn Goetheplatz
die Welt verliert zur Zeit Tier- und Pflanzenarten mit rasanter Geschwindigkeit. Gleichzeitig wächst die Einsicht, wie sehr wir auf intakte Ökosysteme angewiesen sind. Sie stellen für uns Menschen existenzielle Dienstleistungen bereit wie etwa die Bestäubung der Blüten durch Insekten, die Fruchtbarkeit der Böden und sauberes Grundwasser. Wie ist es um diese Leistungsfähigkeit bestellt, wenn weltweit immer mehr Arten aussterben? Funktioniert ein artenarmes Ökosystem schlechter als ein artenreiches?
Um diese Frage zu klären, wurde 2002 das sogenannten Jena Experiment begonnen, eines der umfangreichsten und am längsten laufenden Biodiversitätsexperimente weltweit. Als Forschungsobjekt wurde das Modell-Ökosystem Wiese gewählt. Auf rund 600 Versuchsparzellen wachsen künstlich zusammengesetzte Graslandschaften, von der Monokultur (nur eine Art) bis hin zur Wiese aus 60 verschiedenen Pflanzenarten. Da bis auf die Artenzahl alle anderen Faktoren konstant gehalten werden, lässt sich untersuchen, ob und wie die Artenvielfalt die ökologischen Prozesse beeinflusst, die den Ökosystemleistungen zugrunde liegen.
Untersucht wurden der Einfluss der Artenvielfalt auf Pflanzen, Tiere, Bodenorganismen und die Kreisläufe von Wasser, Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor. Das Hauptergebnis nach 80.000 Messungen ist, dass die Zahl der Pflanzenarten bei fast der Hälfte der untersuchten Prozesse eine wichtige Rolle spielt. Geht die Artenzahl zurück, sinkt die Leistungsfähigkeit des Ökosystems. Daher bedeutet das weltweite Massenaussterben nicht nur, dass ein Teil des evolutionären Erbes der Erde unwiederbringlich verloren geht, sondern dass es uns Menschen auch direkt beeinflusst.
Dr. Sebastian Meyer vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TU München wird in seinem Vortrag das Jena Experiment vorstellen und die wichtigsten Ergebnisse erläutern. Zum Abschluss wird er einen kurzen Ausblick geben, welche Relevanz die Ökosystemforschung für den Naturschutz hat.
Anmeldung unter info@die-umwelt-akademie.de