Erlebnistag rund um Hülsenfrüchte

Thementag im Ökologischen Bildungszentrum

Termin: Samstag, 27.09.2025; 14.00 bis 18.00 Uhr

Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Lupinen und Soja sind echte Alleskönner: Aus ihnen lassen sich leckere und nahrhafte, eiweißreiche Gerichte zubereiten, sie sind gut lagerfähig, lockern mit ihren Wurzeln den Boden auf und versorgen ihn mit Stickstoff. Am Tag der Hülsenfrüchte stellt das ÖBZ-Bohnenprojekt die Vielfalt im Bohnenarchiv sowie die Arbeit im Global-Bean-Projekt vor. Mit einer spannenden Liebesgeschichte zwischen einer Bohne und einem Rhizobium erhalten Familien mit Kindern interessante Einblicke in das Reich der Hülsenfrüchte und nehmen diese genauer unter die Lupe. Bei einer Führung zum Proteinbeet am ÖBZ wird die Bedeutung der Hülsenfrüchte für unsere Ernährung vermittelt. Der Tagwerk Förderverein wird mit einem Workshop dabei sein. Kulinarisch werden allerlei Köstlichkeiten aus Bohnen, Linsen und Lupinen vom Biohof Lex den Erlebnistag abrunden.

Bohnen

Das Bohnenprojekt am ÖBZ – Bohnenvielfalt erhalten und genießen

Termin: Samstag, 27.9.2025 / 14.00 bis 18.00 Uhr

Die Bohnengruppe des ÖBZ präsentiert an diesem Tag einen Teil ihres fast 200 Sorten umfassenden Bohnenarchivs und wird die Ernte der Bohnenpatinnen und Bohnenpaten, die für das Bohnenvielfaltsprojekt Sorten vermehrt haben, in das Bohnenarchiv aufnehmen. Zudem engagiert sich das Bohnenprojekt auch im weltweit wirkenden Global-Bean-Projekt, dass sich für den Erhalt der Bohnenvielfalt und deren Verbreitung in die Gärten als wichtige Lebensmittelgrundlage zur nachhaltigen Ernährung einsetzt. Die von der Bohnengruppe erstellten Videos zum Global-Bean-Projekt werden an diesem Tag gezeigt.

Vortrag: Doch, die Bohne!
Bohnenvielfalt am ÖBZ – ein Projekt zum Mitmachen

Termin: Samstag, 27.9.2025, 16.00 bis 17.00 Uhr
Das Projekt „Bohnenvielfalt“ hat sich vor fast 20 Jahren aus dem Experimentiergarten am ÖBZ heraus entwickelt. Seither verfolgt es das Ziel, alte Bohnensorten zu erhalten und in die Gemüsegärten zurückzubringen. Warum ausgerechnet die Bohne aktuell so viel Aufmerksamkeit verdient, wieso es wichtig ist, sich für die Vielfalt der Sorten einzusetzen und wie es praktisch funktioniert, erfahren Sie beim Vortrag der Bohnengruppe über ihr Erhaltungsprojekt.
Anmeldung erbeten

Biohof Lex – Nachhaltige Landwirtschaft mit Herz und Hülsenfrüchten

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 18.00 Uhr
Der Biohof Lex steht für eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Der besondere Stolz gilt dem Anbau von Leguminosen – wertvollen Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen und Lupinen, die nicht nur köstlich und vielseitig sind, sondern auch eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft spielen. Durch ihre Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, fördern sie die Bodenfruchtbarkeit und tragen zu einem gesunden Ökosystem bei. Es wird ein buntes Angebot hofeigener Hülsenfrüchte präsentiert. Ein Erlebnis für alle Sinne – direkt vom Feld auf den Teller!

Tagwerk-Aktionsstand 

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 18.00 Uhr
Der Biohof Lex ist ein Betrieb im genossenschaftlichen TAGWERK-Netzwerk. Tagwerk fördert das Bewusstsein für den ökologischen Landbau und stärkt regionale Warenflüsse, indem Verbindungen zwischen Landwirtschaft und Verbraucherinnen und Verbrauchern immer wieder neu geknüpft werden. Auf diese Weise bringt sich Tagwerk auch bei unserem Thementag ein.

Führung durch den Themengarten am ÖBZ

Termin: Samstag, 27.09.2025, 15 bis 16 Uhr, Treffpunkt am Eingang des ÖBZ

Im Themengarten Nachwachsende Rohstoffe haben sich neue Themen dazugesellt. Neben dem Anbau von z.B. Färbepflanzen, die primär wegen ihrer stofflichen Nutzung in dem Garten zu finden sind, werden weitere Beete vorgestellt, die Aspekte wie nachhaltigen Konsum, gesunde Ernährung, biologische Vielfalt und ökologische Landwirtschaft im Vergleich zum konventionellen Ackerbau aufgreifen.
Führung mit Sébastien Godon, Projekt Themengarten.

Anmeldung erbeten

Bohnen und Rhizobien – eine ganz besondere Liebesgeschichte

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 16.00 Uhr

In dieser spannenden Liebesgeschichte erfahren wir, wie wichtig das Zusammenwirken von Pflanzen und Bakterien im Boden ist und wie sie einander brauchen. Im Garten graben wir Bohnenwurzeln mit den geheimnisvollen Knöllchen aus und schauen uns diese wie echte Wissenschaftler*innen unter dem Mikroskop genauer an. Videos und (begehbare!) Modelle zeigen uns, was unter der Erde und in den Wurzeln so vor sich geht, bis wir Bohnen ernten können.

Gemeinsam verspeisen wir zum Abschluss eine leckere Bohnensuppe an der Feuerschale!

Anmeldung bitte hier


Text: ÖBZ; Fotos ÖBZ, Mahla

Collage-urbanesGruen-Ernteglueck-freieFläche

Neues Projekt der BürgerStiftung München: Flächen suchen für neue urbane Gärten in München

Zugang zu urbanen Gärten für alle Münchner*innen

Mehr Münchner*innen sollen Zugang zu einem urbanen Garten erhalten. Das ist das Ziel des neuen Projekts der BürgerStiftung München im Rahmen der Umsetzung der BNE-VISION 2030 der Landeshauptstadt München. Viele Menschen wünschen sich einen Platz in einem Gemeinschaftsgarten, doch verfügbare Flächen sind knapp und die Wartelisten für eigene Gartenparzellen lang. Um das zu ändern, sollen bisher ungenutzte städtische und private Flächen identifiziert, auf ihre Eignung geprüft und wenn möglich, als urbane Gemeinschaftsgärten erschlossen werden.

Was wir erreichen wollen

Die urbanen Gärten sind für die Menschen in der Stadt wichtige Orte: Orte des Zusammenkommens, des gemeinsamen Gärtnerns und Feierns, Orte der Begegnung  und der Erholung, aber auch Orte des gemeinsamen Lernens in und mit der Natur. Viele urbane Gärten in München haben sich schon seit längerem zu Orten der Umwelt-Bildung und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung fü rGroß und Klein entwickelt, und bieten viele Workshops, gemeinsame Veranstaltungen und sogar Bildungsprogramme für Schulen an. Das gemeinsame Kochen, Einwecken und Genießen der Ernte bringt die Nachbarschaften zusammen und bringt für alle Generationen und Kulturen viel mehr Lebensqualität und Freude ins unmittelbare Wohnumfeld.

Mit dem neuen Projekt wollen wir all diese Möglichkeiten des guten und nachhaltigen Lebens in den Münchner Stadtquartieren ausweiten und einen weiteren Beitrag zur sozialen Begegnung, zum Klimaschutz, zum Naturbewusstsein und zur Förderung der Biodiversität leisten.

Wen wir ansprechen wollen

Das Projekt richtet sich an:

  • Münchner*innen, die Interesse an der Aufnahme in einen urbanen Garten haben;
  • Engagierte Garteninitiator*innen, die Flächen für die Verwirklichung ihrer Projekte suchen, und
  • Grundstückseigentümer*innen, die Flächen für eine Umnutzung bereitstellen können.

Was wir tun

Zunächst geht es darum, Daten über potenzielle Flächen in Münchner Stadtbezirken zu erheben und auszuwerten.
In Veranstaltungen in zwei ausgewählten Stadtbezirken werden die Bewohner*innen eingeladen, sich aktiv an der Flächensuche zu beteiligen. So wird nicht nur das Bewusstsein für eine nachhaltige Stadtentwicklung gestärkt, sondern auch Beteiligung und aktive Mitgestaltung ermöglicht.

Jetzt schon mitmachen!

Wenn Sie eine ungenutzte Fläche kennen oder selbst eine Fläche besitzen, die Sie gerne in einen urbanen Garten umwandeln möchten (auch temporär), freuen wir uns über Ihre Nachricht.

Kontakt: julia.gamberini@urbane-gaerten-muenchen.de

Das Projekt wird vom Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München finanziell unterstützt.


Text: Julia Gamberini und Ruth Mahla; Foto: Ruth Mahla


Verschiedene Wildbienen

Kleingärten für mehr Artenvielfalt in der Stadt

Kleingärtnern für Biologische Vielfalt

Kleingärten blicken auf eine lange Tradition als Möglichkeit der Selbstversorgung, als grüne Lunge inmitten dichter Bebauung, als Oasen guter Lebensqualität, Erholungsmöglichkeit und sinnstiftender Freizeitbeschäftigung im nahen Umfeld, sowie als wichtige soziale Begegnungsräume im anonymen Häusermeer zurück.

Sie wandeln sich aber auch stetig. Für alle Stadtbewohner werden die Gartenanlagen im Stadtgebiet immer wichtiger: Die dicht bepflanzten Gärten erzeugen Sauerstoff, binden Staub, befeuchten und kühlen die Luft, und speichern das Regenwasser. Auch steckt in ihnen das Potential, ein grünes Netz an Trittsteinbiotopen für bedrohte Arten im dicht bebauten Großstadtdschungel zu knüpfen.

Das Verbundprojekt Kleingärten für Biologische Vielfalt

Wie läßt sich der Schutz der Biodiversität mit den Besonderheiten des Kleingartenwesens verbinden? Themen wie naturnahes Gärtnern, Klima- und Artenschutz werden in vielen Vereinen bereits angegangen und vom Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands und dem Deutschen Schreberjugend Bundesverband (DSJ) unterstützt, die 2023 gemeinsam das Verbundprojekt Kleingärten für Biologische Vielfalt ins Leben gerufen haben. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, Förderschwerpunkt „Stadtnatur“

Der BKD bietet ein Bildungsprogramm für Multiplikator*innen an – eine speziell auf die Themen Biologische Vielfalt und Naturgartenprinzip ausgelegte Fachberatung für Kleingärtnerinnen und Kleingärtner. Aber auch „Gartenneulinge“ finden mit Online-Schulungen und praktischen Umsetzungen des DSJ, einen leichten Einstieg in das Thema „Kleingärtnern für Biologische Vielfalt“.

Ein besonders informatives Video zum Thema gibt es jetzt auch auf you tube:

Naturnahes Gärtnern mit Gartenexpertin Corinna Hölzel und Autor Tobias Bode


Die Naturgarten-Kleingartenanlage NW 18

Eingang Kleingartenanlage
Waldhornstr. 84
80997 München

Die mehrfach preisgekrönte Naturgarten-Kleingartenanlage in München-Moosach ist immer einen Besuch wert. 122 Parzellen liegen in der Kleingartenanlage NW 18 und über 90% der Gärten sind im Rahmen der Initiative Bayern blüht – Naturgarten ausgezeichnet.

Tobias Bode ist gelernter Landschaftsgärtner und Dipl.-Ing. (FH) Freiraumplanung und arbeitet als Autor und Regisseur bei »Querbeet«, der Gartensendung des Bayerischen Rundfunks. Er hat mit seiner eigenen Parzelle diese Entwicklung in Gang gesetzt und auch ein Buch darüber geschrieben: Letztes Jahr ist es im Pala-Verlag erschienen – „Unser naturnaher Kleingarten – Artenvielfalt und Ernteglück im Schrebergarten“ ist ein wunderschöner Ratgeber und Wegbegleiter zum eigenen, naturnahen Kleingarten. Naturnahe Kleingärten können sowohl für eine reiche Ernte sorgen, als auch die Artenvielfalt unterstützen. Viele Tipps lassen sich auch auf andere urbane Gärten übertragen. Welche Pflanzen sind für Insekten besonders wertvoll? Wie kann ich kleine Lebensräume schaffen? Wie pflege ich einen naturnahen Garten?


LandIDEE natürlich gärtnern: Der Podcast für (G)Artenvielfalt

Naturnaher Kleingarten – Bienenparadies im Schrebergarten mit Tobias Bode – Bundeskleingartengesetz und Bienenschutz schließt sich nicht aus


Der Biodiversitätsgarten des Landesbund für Vogelschutz (LBV)

von Mai bis Oktober, bei schönem Wetter mittwochs von 16 bis 18 Uhr ist der Biodiversitätsgarten in der Kleingartenanlage NW1 für Besucher*innen offen

In seinem Biodiversitätsgarten zeigt der LBV, wie man mit kleinen Lebensraum-Strukturen im Garten auch Insekten, Vögel und andere Gartenbewohner unterstützen kann. Der Anbau von eigenem Obst und Gemüse – natürlich in Bio-Qualität – und der Wert als Erholungsort werden durch ein gesundes Ökosystem sogar gefördert. Für Kinder sind diese kleinen Biotope, wie vor allem der naturnahe Teich, mit seinen vielfältigen tierischen Bewohnern, eine Attraktion.

In der Gartensaison, von Mai bis Oktober, steht der Garten bei gutem Wetter jeweils mittwochs von 16 bis 18 Uhr für Besucher*innen offen, sodass die verschiedenen Biodiversitätsmodule auch außerhalb von Veranstaltungen besichtigt werden können und zum Nachahmen anregen. In dieser Zeit finden Sie bei der Gaststätte „Zur Linde“ (Sadelerstraße 20) Hinweisschilder, die zur LBV-Gartenparzelle leiten.

Gesonderte Termine und viele weitere Veranstaltungen, wie Workshops und Exkursionen bietet der LBV auf seiner Website an und können extra vereinbart werden.


Text und Fotos: Ruth Mahla; Tobias Bode

Tobias Bode

„GREEN POLITICS“ mit TOBIAS BODE | Free&Easy 2025

Mehr Artenvielfalt in der Stadt: auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten – und im Backstage! So geht´s!

Termin: Freitag 01. August 2025; Beginn 18:30 Uhr; Einlass 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: BACKSTAGE Trashyard

Veranstalter: Backstage Concerts GmbH

Zur Website des Veranstalters

„Wir alle können etwas für die Artenvielfalt tun! Ob auf dem Fensterbrett, dem Balkon, der Terrasse oder im Garten. Einiges ist aufwändig, manchmal müssen wir uns aber einfach nur zurücklehnen und nichts tun. Damit helfen wir nicht nur den Insekten, sondern bekommen selbst auch einmalige Erlebnisse! Scherenbienen, die in Glockenblumen übernachten; Blattschneiderbienen, die aus Blättern perfekte Röhren bauen oder Wildbienen, die Schneckenhäuser als Nisthilfe nutzen. Die Tier-Doku direkt vor dem Fenster sozusagen – und im Backstage. Gemeinsam pflanzen wir heimische Wildblumen auf dem Gelände, als Futter und Lebensraum für Insekten. Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge stehen vor allem auf heimische Wildpflanzen. Geranien und Petunien waren gestern! Oder vorgestern! Zumindest, wenn auf dem Balkon und im Garten so richtig was los sein soll!“

Tobias Bode
Tobias Bode

Tobias Bode ist TV- und Buchautor und „Kleingartenbotschafter“. Der gelernte Landschaftsgärtner und Dipl.-Ing. (FH) Freiraumplanung arbeitet als Autor und Regisseur bei „Querbeet“, der Gartensendung des Bayerischen Rundfunks. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine bewirtschaftet er seit Dezember 2018 eine 250 Quadratmeter große Parzelle in der Kleingartenanlage NW 18 in München-Moosach. Tobias Bode ist Autor des Buches „Unser naturnaher Kleingarten“, das 2024 im pala-verlag erschienen ist.

Siehe dazu auch unseren Beitrag: Kleingärten für mehr Artenvielfalt in der Stadt


Plakat und Text: Backstage

Zwischen Asphalt und Acker – Urban Garden Walk München als transdisziplinäre Lernwerkstatt

Bericht von Thorsten Philipp und Robert Jende

Am 14. Juli 2025 machen sich zwölf Neugierige aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Gärten auf, die Stadtteile Milbertshofen und Schwabing West als Freiluftseminarraum zu erkunden. Der Urban Garden Walk, organisiert und durchgeführt von Ruth Mahla, die das Netzwerk Urbane Gärten München koordiniert, ist Teil der Reihe „Die Stadt als Labor“, die TU Berlin und anstiftung für die AG Transdisziplinäre Didaktik der Gesellschaft für Transdisziplinäre und Partizipative Forschung gemeinsam kuratieren. Ihr zentrales Anliegen: Universitäten dazu einzuladen, Do-it-yourself-Kulturen als Orte transdisziplinärer Wissensproduktion und als Erprobungsräume für eine sozial-ökologische Transformation zu erschließen und in akademischer Lehre zu verankern

Versuch und Irrtum

Ritzengarten
(Ritzengarten ©Thorsten Philipp)

Erste Station: Ritzengarten

Angelika Mocciaro empfängt die Gruppe im schmalen Hinterhof des Kulturhauses Milbertshofen. „Ich bedanke mich für das Interesse, das Sie diesem Verhau entgegenbringen“, sagt sie lächelnd und zeigt auf einheimische Wildpflanzen, wie Steinnelke, Natternkopf, Wegwarte und Johanniskraut, die zwischen Asphaltfugen sprießen. Hier verbindet sich Retentionsfläche für Starkregen mit einem lebenden Lehrbuch zu Hitzeresilienz. „Ich arbeite nach Versuch und Irrtum“, ergänzt Mocciaro und macht deutlich, dass Stadtökologie ein permanentes Aushandeln zwischen Boden und Nutzungsinteressen der Nachbarschaft ist. Der Ritzengarten versucht Verständnis für die Schönheit von „Unkraut“ zu schaffen und blühende Kräuter und wilde Pflanzen als Alternativen zu aufgeräumten Vor- und Steingärten zu bewerben. Scheinbar chaotische Beete illustrieren, dass experimentelles Handeln nicht scheitert, wenn etwas misslingt – Scheitern liefert vielmehr Wissen über klimatisch immer stärker bedrängte Bodenflächen und oft übersehene kleinste Naturbrachen.

Nachbarschaft und Lernraum

(Generationengarten ©Robert Jende)

Zweite Station: Generationengarten am Petuelpark.

Ein kurzer Fußweg führt zum Generationengarten, der auf symbolisch verpachteten Parzellen seit zwanzig Jahren Nachbar*innen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringt. Milbertshofen gilt mit einer Migrationsquote von 67 Prozent als sozial divers, zugleich von Armut betroffen. Die Mitglieder des Gartens berichten von alltäglichen Erfolgen – und vom gelegentlichen Dissens um Schneckenbekämpfung und andere Fragen des Anbaus. Gärtnerische Praxis wird hier zur Schule für partizipative Stadtteilgestaltung. Veranstaltungen werden von den Nachbarinnen hauptsächlich selbst organisiert. Sie werden hier nicht bespielt, sondern treffen sich, um selbst zu spielen. So wurden wir auch Zeuge einer Gruppe, die an der Tischharfe ein Lied für uns spielte.

Baugrube, Biergarten und Biodiversitätslabor

(Kosmos unter Null ©Robert Jende)

Dritte Station: Kosmos unter Null

Den Gemeinschaftsgarten in einer zwei Jahre befristeten Zwischennutzung einer Baugrube im Bayernpark hat Florian Schönhofer, der auch das Café Kosmos am Hauptbahnhof in München betreibt, initiiert. Die Nachbarschaft ist eingeladen, rund um den tiefergelegten Biergarten Gemüse und andere Pflanzen in Hochbeeten anzubauen. Julia Gamberini von den BioDivHubs und David Schoo, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Urbane Produktive Ökosysteme der TU München, führen über das Gelände. Ein Team von Wissenschaftler*innen untersucht, wie autochthone, d.h. heimische Sorten in extrem nährstoffarmen Böden gedeihen und welche Biodiversitäts-gewinne sich in temporären Zwischennutzungen erzielen lassen. Liegestühle, Kräuterhänge und freilaufende Hühner ergeben eine räumliche Collage, die Forschung, Freizeit und Nachbarschaft verschränkt.


Gemüseanbau und Umweltbildung

Letzte Station: StadtAcker

Zum Abschluss führt Alicia Bilang durch den StadtAcker am Ackermannbogen und serviert selbstgemachte Kräuter- und Rosenlimonande.

Der Garten war lange in Planung als Nachbarschaftsgarten des dort neu entstehenden genossenschaftlichen Wohnquartiers und konnte dann nach Jahren endlich auch verwirklicht werden. Seitdem hat er sich zu einem Zentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung weiterentwickelt: ein weiteres Modellquartier des Projekts BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier. Hier bewirtschaften die Beteiligten – hauptsächlich aus der Nachbarschaft – keine Einzelparzellen. Vielmehr wird die Fläche gemeinschaftlich bewirtschaftet; die Ernte wird geteilt. Umweltpädagogische Angebote zu Kompostierung, Saatgutkunde und Ernährung sprechen Kinder ebenso an wie Senior*innen und alle dazwischen.

Ruth Mahla vom Netzwerk Urbane Gärten München erinnert daran, dass ehrenamtliche Strukturen ohne kommunale Regelförderung kaum tragfähig bleiben.

Geteilte Verantwortung reduziert Zugangshürden und erweitert Lerngelegenheiten, verlangt aber verlässliche öffentliche Investitionen für Bildungsarbeit.

(StadtAcker ©Thorsten Philipp)

Begeisterung und Baustellen

In der Summe zeigen die Eindrücke des Urban Garden Walks durch Milbertshofen und Schwabing West, dass Gärten wissenschaftliche, handwerkliche und alltagspraktische Wissensformen zusammenführen. Er zeigt auch: Das Engagement darf nicht auf Selbstausbeutung beruhen.

Gemeinschaftsgärten wirken als Keimzellen einer klimafitten Stadt. Gleichzeitig werden Grenzen sichtbar: von Rechtsunsicherheiten bei Zwischennutzungen, bis zum Risiko, dass ehrenamtliche Energien versiegen. Die Münchner Etappe der Reihe „Die Stadt als Labor“ macht deutlich, wie produktiv der Dialog zwischen Universität und Do-it-yourself-Kulturen sein kann. Gemeinschaftsgärten sind keine bloße Idylle, sondern schon längst Lernorte, in denen Nachhaltigkeits- und Transformationswissen greifbar werden. Wer urbane Transformation, Nachbarschaftskulturen und Klimaresilienz erforschen will, sollte Gießkanne und Spaten in den Werkzeugkasten urbaner Feldforschung einpacken – und zugleich Strukturen unterstützen, die diese Lernorte dauerhaft tragen.

…und eine Stärkung zum Abschluss .. © Ruth Mahla

Fotos: Thorsten Phillipp, Robert Jende, Ruth Mahla