Archiv der Kategorie: Veranstaltungen

Alles Apfel! ­

Thementag am ÖBZ

Termin: Sonntag, 28.9.2025 ab 14 Uhr

­Vernissage zur Ausstellung „Alles Apfel“ 

Am 28. September 2025 um 14 Uhr eröffnet im Foyer des Ökologischen Bildungszentrums München (ÖBZ) die Ausstellung „Alles Apfel!“ mit einer kleinen Vernissage. Neun informative Tafeln widmen sich der erstaunlichen Vielfalt des Apfels – von seiner Kulturgeschichte über alte und neue Sorten bis hin zu seiner Bedeutung für Gesundheit, Natur und Genuss. Sie erfahren in kurzer und informativer Weise Überraschendes über den Ursprung und die Bedeutung unserer Kulturäpfel, über traditionelle Streuobstwiesen und moderne Anbaumethoden. Die Ausstellung zeigt, wie eng Natur, Kultur und Ernährung miteinander verwoben sind und wie der Apfel seit Jahrhunderten unser Leben bereichert. Wussten Sie, dass auf den Streuobstwiesen des Ökologischen Bildungszentrums vierzehn verschiedene Apfelsorten wachsen? Und wenn Sie wissen wollen, welche davon im ÖBZ zur Lieblingssorte erkoren wurde, sollten Sie die von Heike Amend konzipierte Ausstellung unbedingt besuchen! Die Ausstellung ist bis Ende Dezember im ÖBZ zu sehen.

TIPP: Der Streuobstwiesen-Lehrpfad

Erweiternd zur Ausstellung empfehlen wir Ihnen einen kleinen Spaziergang entlang unseres Streuobstwiesen-Lehrpfads! Auf dem Weg hinter dem ÖBZ werden Sie mehrere Infoschilder entdecken, die ökologische, historische und kulturelle Aspekte von Streuobstwiesen vertiefen und über die am ÖBZ vorhandenen Obstbäume informieren. ­

Schafsnase, Bohnapfel und Winterkalvill: Apfelvielfalt genießen und erhalten

Termin: Sonntag, 28.9.2025 / 15 bis 17.30 Uhr

Referentin: Dr. Ulrike Wagner

Herrlich duftend, klein bis groß, süß oder säuerlich, gelb, geflammt oder rot: Es gibt über 1500 Apfelsorten – warum erhalten wir im Handel nur noch „süße rote Äpfel“?

Wie entstand diese Fülle an Formen und Geschmacksrichtungen, und warum sind sie fast verschwunden? Darunter auch spezielle, für Diabetiker und Allergiker besser geeignete Sorten. Nach einer Einführung in Kulturgeschichte und Sortenkunde des Apfels können Sie alte und neue Apfelsorten verkosten und erfahren, wo Sie Bäume oder Äpfel alter Sorten erhalten.

Anmeldung bei der MVHS erforderlich

ÖBZ-Sonntagscafé

Termin: Sonntag, 28.9.2025 / 14:30 bis 17.30 Uhr

Dieser Tag ist auch der erste Termin, an dem, nach der Sommerpause wieder ein ÖBZ-Sonntagscafé stattfindet. Dort können sich Jung und Alt in der besonderen Atmosphäre des Hauses und seiner Umgebung treffen. Mit dem Sonntagscafé ist ein offener, zwangloser Treffpunkt entstanden, an dem Sie bei jedem Wetter fair gehandelten Biokaffee oder -tee und leckere, selbst gebackene Kuchen aus biologischen Zutaten genießen können.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Apfelernte auf der Streuobstwiese

Termin: Sonntag, 28.9.2025 / 15:00 bis 18.00 Uhr

Für Familien mit Kindern von 7 bis 11 Jahren

Endlich ist es soweit: Auf der Streuobstwiese beginnt die Erntezeit! In den Bäumen hängen rotbackige und gelbschalige, rundliche und birnenförmige Äpfel! Wir pflücken, rütteln und schütteln sie vom Baum, bereiten uns daraus die leckersten Apfelgerichte und löschen unseren Durst mit selbst gepresstem Apfelsaft.

Anmeldung beim MUZ im ÖBZ


Text: ÖBZ, Bilder: Ruth Mahla


Erlebnistag rund um Hülsenfrüchte

Thementag im Ökologischen Bildungszentrum

Termin: Samstag, 27.09.2025; 14.00 bis 18.00 Uhr

Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Lupinen und Soja sind echte Alleskönner: Aus ihnen lassen sich leckere und nahrhafte, eiweißreiche Gerichte zubereiten, sie sind gut lagerfähig, lockern mit ihren Wurzeln den Boden auf und versorgen ihn mit Stickstoff. Am Tag der Hülsenfrüchte stellt das ÖBZ-Bohnenprojekt die Vielfalt im Bohnenarchiv sowie die Arbeit im Global-Bean-Projekt vor. Mit einer spannenden Liebesgeschichte zwischen einer Bohne und einem Rhizobium erhalten Familien mit Kindern interessante Einblicke in das Reich der Hülsenfrüchte und nehmen diese genauer unter die Lupe. Bei einer Führung zum Proteinbeet am ÖBZ wird die Bedeutung der Hülsenfrüchte für unsere Ernährung vermittelt. Der Tagwerk Förderverein wird mit einem Workshop dabei sein. Kulinarisch werden allerlei Köstlichkeiten aus Bohnen, Linsen und Lupinen vom Biohof Lex den Erlebnistag abrunden.

Bohnen

Das Bohnenprojekt am ÖBZ – Bohnenvielfalt erhalten und genießen

Termin: Samstag, 27.9.2025 / 14.00 bis 18.00 Uhr

Die Bohnengruppe des ÖBZ präsentiert an diesem Tag einen Teil ihres fast 200 Sorten umfassenden Bohnenarchivs und wird die Ernte der Bohnenpatinnen und Bohnenpaten, die für das Bohnenvielfaltsprojekt Sorten vermehrt haben, in das Bohnenarchiv aufnehmen. Zudem engagiert sich das Bohnenprojekt auch im weltweit wirkenden Global-Bean-Projekt, dass sich für den Erhalt der Bohnenvielfalt und deren Verbreitung in die Gärten als wichtige Lebensmittelgrundlage zur nachhaltigen Ernährung einsetzt. Die von der Bohnengruppe erstellten Videos zum Global-Bean-Projekt werden an diesem Tag gezeigt.

Vortrag: Doch, die Bohne!
Bohnenvielfalt am ÖBZ – ein Projekt zum Mitmachen

Termin: Samstag, 27.9.2025, 16.00 bis 17.00 Uhr
Das Projekt „Bohnenvielfalt“ hat sich vor fast 20 Jahren aus dem Experimentiergarten am ÖBZ heraus entwickelt. Seither verfolgt es das Ziel, alte Bohnensorten zu erhalten und in die Gemüsegärten zurückzubringen. Warum ausgerechnet die Bohne aktuell so viel Aufmerksamkeit verdient, wieso es wichtig ist, sich für die Vielfalt der Sorten einzusetzen und wie es praktisch funktioniert, erfahren Sie beim Vortrag der Bohnengruppe über ihr Erhaltungsprojekt.
Anmeldung erbeten

Biohof Lex – Nachhaltige Landwirtschaft mit Herz und Hülsenfrüchten

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 18.00 Uhr
Der Biohof Lex steht für eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Der besondere Stolz gilt dem Anbau von Leguminosen – wertvollen Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen und Lupinen, die nicht nur köstlich und vielseitig sind, sondern auch eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft spielen. Durch ihre Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, fördern sie die Bodenfruchtbarkeit und tragen zu einem gesunden Ökosystem bei. Es wird ein buntes Angebot hofeigener Hülsenfrüchte präsentiert. Ein Erlebnis für alle Sinne – direkt vom Feld auf den Teller!

Tagwerk-Aktionsstand 

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 18.00 Uhr
Der Biohof Lex ist ein Betrieb im genossenschaftlichen TAGWERK-Netzwerk. Tagwerk fördert das Bewusstsein für den ökologischen Landbau und stärkt regionale Warenflüsse, indem Verbindungen zwischen Landwirtschaft und Verbraucherinnen und Verbrauchern immer wieder neu geknüpft werden. Auf diese Weise bringt sich Tagwerk auch bei unserem Thementag ein.

Führung durch den Themengarten am ÖBZ

Termin: Samstag, 27.09.2025, 15 bis 16 Uhr, Treffpunkt am Eingang des ÖBZ

Im Themengarten Nachwachsende Rohstoffe haben sich neue Themen dazugesellt. Neben dem Anbau von z.B. Färbepflanzen, die primär wegen ihrer stofflichen Nutzung in dem Garten zu finden sind, werden weitere Beete vorgestellt, die Aspekte wie nachhaltigen Konsum, gesunde Ernährung, biologische Vielfalt und ökologische Landwirtschaft im Vergleich zum konventionellen Ackerbau aufgreifen.
Führung mit Sébastien Godon, Projekt Themengarten.

Anmeldung erbeten

Bohnen und Rhizobien – eine ganz besondere Liebesgeschichte

Termin: Samstag, 27.9.2025, 14.00 bis 16.00 Uhr

In dieser spannenden Liebesgeschichte erfahren wir, wie wichtig das Zusammenwirken von Pflanzen und Bakterien im Boden ist und wie sie einander brauchen. Im Garten graben wir Bohnenwurzeln mit den geheimnisvollen Knöllchen aus und schauen uns diese wie echte Wissenschaftler*innen unter dem Mikroskop genauer an. Videos und (begehbare!) Modelle zeigen uns, was unter der Erde und in den Wurzeln so vor sich geht, bis wir Bohnen ernten können.

Gemeinsam verspeisen wir zum Abschluss eine leckere Bohnensuppe an der Feuerschale!

Anmeldung bitte hier


Text: ÖBZ; Fotos ÖBZ, Mahla

Tobias Bode

„GREEN POLITICS“ mit TOBIAS BODE | Free&Easy 2025

Mehr Artenvielfalt in der Stadt: auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten – und im Backstage! So geht´s!

Termin: Freitag 01. August 2025; Beginn 18:30 Uhr; Einlass 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: BACKSTAGE Trashyard

Veranstalter: Backstage Concerts GmbH

Zur Website des Veranstalters

„Wir alle können etwas für die Artenvielfalt tun! Ob auf dem Fensterbrett, dem Balkon, der Terrasse oder im Garten. Einiges ist aufwändig, manchmal müssen wir uns aber einfach nur zurücklehnen und nichts tun. Damit helfen wir nicht nur den Insekten, sondern bekommen selbst auch einmalige Erlebnisse! Scherenbienen, die in Glockenblumen übernachten; Blattschneiderbienen, die aus Blättern perfekte Röhren bauen oder Wildbienen, die Schneckenhäuser als Nisthilfe nutzen. Die Tier-Doku direkt vor dem Fenster sozusagen – und im Backstage. Gemeinsam pflanzen wir heimische Wildblumen auf dem Gelände, als Futter und Lebensraum für Insekten. Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge stehen vor allem auf heimische Wildpflanzen. Geranien und Petunien waren gestern! Oder vorgestern! Zumindest, wenn auf dem Balkon und im Garten so richtig was los sein soll!“

Tobias Bode
Tobias Bode

Tobias Bode ist TV- und Buchautor und „Kleingartenbotschafter“. Der gelernte Landschaftsgärtner und Dipl.-Ing. (FH) Freiraumplanung arbeitet als Autor und Regisseur bei „Querbeet“, der Gartensendung des Bayerischen Rundfunks. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine bewirtschaftet er seit Dezember 2018 eine 250 Quadratmeter große Parzelle in der Kleingartenanlage NW 18 in München-Moosach. Tobias Bode ist Autor des Buches „Unser naturnaher Kleingarten“, das 2024 im pala-verlag erschienen ist.

Siehe dazu auch unseren Beitrag: Kleingärten für mehr Artenvielfalt in der Stadt


Plakat und Text: Backstage

7. Saatgutfestival im ÖBZ

Vielfalt erhalten und genießen!

Termin: Sonntag, 23.02.2025; 10:00 – 17:00 Uhr

Veranstaltungsort: Ökologisches Bildungszentrum München

Am Sonntag, den 23. Februar 2025 veranstaltet das Münchner Umwelt-Zentrum gemeinsam mit dem Verein für Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V. (VEN) das große Saatgut-Festival im Ökologischen Bildungszentrum München (ÖBZ). Bereits zum siebten Mal bietet dieses Event seinen Gästen eine bunte Palette alter und samenfester Kultursorten, ein reichhaltiges Informationsangebot und ein tolles Rahmenprogramm mit einer offenen Saatgut-Tauschbörse, Vorträgen, offener Kinderaktion und einem Imbiss aus der Gartenküche. Auch die Urbanen Gärten München und das Projekt BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier sind mit einem gemeinsamen Stand dabei. Wir informieren u.a. über unser neues – für urbane Gärten in München kostenfreies Workshop-Programm.

Als Schwerpunkt der begleitenden Vortragsreihe werden die Bedeutung samenfester Kultursorten im ökologischen Anbau, die Erhaltung der Sortenvielfalt sowie die Förderung der biologischen Vielfalt in unseren Gärten vertieft. Die Beiträge widmen sich praktischen Aspekten der Samengärtnerei im eigenen Hausgarten, geben Tipps zum Anbau von Gemüse auf Balkon, Terrasse und Gartenbeet, zeigen Möglichkeiten zur Förderung der biologischen Vielfalt auf und setzen sich kritisch mit aktuellen technischen und rechtlichen Entwicklungen in der Pflanzenzucht auseinander.


VERANSTALTUNGSPROGRAMM am 23.02.2025, 10:00 – 17:00 Uhr


Saatgut-Tauschbörse von und für Gärtner*innen | 10:00 – 13:00 Uhr

Kinderaktion | 14:00 – 17:00 Uhr | Beginn jeweils 14:00 /14:45/15:30 /16:15 Uhr

Kunstperformance „frozen beans. melting beans“ von Ella von der Haide und Eva Weigel


VORTRAGSPROGRAMM

11:00 Uhr | Christine Nimmerfall: Klimafreundliches Gärtnern in Kübeln, Kästen und auf kleinen Flächen

12:00 Uhr | Urban Ewald, Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof e.V.: Samen für die Zukunft

13:00 Uhr | Annette Holländer | Garten des Lebens | Vielfalt erhalten – Samengärtnerei im Hausgarten

14:00 Uhr | Melanie Grabner, Lila Tomate | Tomatengärtnern unter schwierigen Bedingungen – und wie dennoch eine gute, leckere Ernte möglich ist

15:00 Uhr | Christoph Then, Kein Patent auf Saatgut | Neue Gentechnik – bald ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung?

16:00 Uhr | Konrad Bucher, BioDivHub-Projekt | Die Vielfalt heimischer Wildpflanzen in den Garten holen


Mehr Infos unter:
www.oebz.de/saatgutfestival

Kontakt:
Frauke Feuss
089 / 93 94 89 72 (Mo + Di)
frauke.feuss@oebz.de

Das Saatgut-Festival wird freundlich unterstützt durch das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München


Text und Fotos: Ökologisches Bildungszentrum

Samen für die Zukunft - Exkursion zum Obergrashof

Samen für die Zukunft – Teil 2

Exkursion zum Obergrashof – Einblick in die Kulturpflanzenentwicklung

Logo BioDivHubs

Hannelore Schnell und Konrad Bucher vom Bereich Stadtnatur des Ackermannbogen e.V. haben im Rahmen des Verbundprojekts „BioDivHubs – Biodiversität ins Quartier“ einen zweiten Teil des Grundlagenvortrags „Samen für die Zukunft“ organisiert: Direkt am Ort des Geschehens am Obergrashof bei Dachau.

Der „biologisch-dynamische Hoforganismus“ im Dachauer Moos nördlich von München ist leicht mit dem ÖPNV zu erreichen. Auf 165 ha wachsen hier viele Gemüsearten für den Menschen, Gründüngung, sowie Futterpflanzen für die Mutterkuhherde.

Die Saatgutarbeit geschieht unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof e.V..

Ein Hofladen bietet Gemüse, Fleisch und andere Bioprodukte an, inklusive netter Fachberatung. Wie in den Vollkorner-Läden in München, die der Obergrashof beliefert, sind hier alle samenfesten Gewächse eigens gekennzeichnet.

Unter der Linde

Die Exkursion begann mit einer Einführung in das Thema samenfeste Biosorten am Platz unter der Linde, ein wunderbar schattig-kühler Ort an diesem heißen Tag. Hannelore Schnell spitzte im Schnelldurchlauf die Problematik, die sie in ihrem Vortrag im Januar 2024 (Präsentation Teil 1 und Teil 2) detailliert herausgearbeitet hatte, zu: Jahrtausende lang wurde Saatgut von Landwirten angebaut und wieder ausgesät, frei ausgetauscht und geteilt. Eine besondere Eigenschaft des Saatguts, nämlich die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren, verhinderte lange Zeit die Kommerzialisierung. Die bäuerliche Kulturpflanzen-Entwicklung hat so durch gezielte Selektion ca. 7000 Ernährungspflanzen hervorgebracht, die das Potenzial der Anpassung an die unterschiedlichsten Standortbedingungen genetisch in sich tragen und auch die menschlichen Bedürfnisse und Vorlieben widerspiegeln.

Diese immense genetische Vielfalt ist das wertvollste Kulturgut der Menschheit.

Und – die einzige Lebensversicherung gegen die Herausforderungen im Zuge des Klimawandels. Die genetischen Merkmale für eine bessere Anpassung an Hitze und Trockenheit liegen in den alten Sorten, die auch in einer wechselvollen Klimageschichte überlebt haben.

Seit etwa 100 Jahren hat sich die an den Profitzwang des kapitalistischen Wirtschaftssystems angepasste, globale Agrarindustrie herausgebildet, die nur noch 30 Ernährungspflanzen, davon 60% Mais, Weizen und Reis, kultiviert, erforscht und auch gentechnisch weiterentwickelt. Dadurch wird die Biodiversität auf den globalen Äckern und auf unseren Tellern extrem einschränkt. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verschwanden im vergangenen Jahrhundert 75 Prozent der weltweiten Nutzpflanzen.

Für die Landwirte gibt es in diesem System immer weniger Möglichkeiten, Saatgut auszutauschen und zu verteilen. Das Hochleistungs-Hybrid-Saatgut, das Landwirte überall auf dem Globus kaufen und anbauen können, ist auf Einheitlichkeit, hohe Leistungsfähigkeit, Robustheit und hohen Ertrag gezüchtet. Die wirtschaftliche Logik verlangt einheitlich große und gut aussehende „gerade“ Gewächse, die alle zum gleichen Zeitpunkt reif werden, hohen und stabilen Ertrag bringen und mit einem möglichst breiten Spektrum an Standorten zurechtkommen; bei mit den älteren gentechnischen Methoden veränderten Saatgut ist auch noch die Verträglichkeit gegenüber dem mitverkauften Pestizid eingebaut.

Durch diese Wirtschaftsweise verlieren wir nicht nur viele Pflanzenarten, auch die genetische Diversität innerhalb einer Sorte und auch innerhalb der einzelnen Pflanze nehmen rapide ab. Durch den industriellen Anbau von Hybridsaatgut wird auch das Bodenleben dezimiert – der Humus schwindet, das Mikrobiom des Bodens und auch das des Menschens verarmt. Ein einfältiger Speiseplan mit genetisch weniger ausdifferenzierten Pflanzen macht Menschen anfälliger für Krankheiten.

Einförmigkeit auf den Feldern ist eine globale Gefahr

„Wer die Saat hat, hat das Sagen“ (Anja Banzhaf): Kontrolle über das Saatgut bedeutet die Kontrolle über die Nahrungsmittelversorgung. Die Frage, wer neue Pflanzensorten produziert, ist eine der wichtigsten, globalen Zukunftfragen überhaupt. Heute kontrollieren gerade einmal vier Konzerne – Bayer, Corteva, ChemChina und Limagrain – mehr als 50 Prozent des weltweiten Saatgutmarktes. Profitgetriebene Monopole dominieren also die globale Nahrungsmittelversorgung und unsere Gesundheits-Chancen.  

Ähnlich sieht es beim Gemüsesaatgut in der EU aus: Hier haben die fünf größten Unternehmen 63,2 % Marktanteil. Auch ökologisches Hybridsaatgut stammt zum größten Teil von diesen Big Playern (BASF SE, Bayer, Limagrain, Rijk Zwaan Zaadteelt und Syngenta), was aber meist durch intransparente Firmenkonstrukte- und Namen beim Blick auf das Samentütchen nicht ersichtlich wird. (Quelle: Mordor Intellicence)

Mit den neuen Gentechnik-Methoden (NGT) droht eine weitere Gefahr: Wenn die EU-Kommission die Deregulierung des Gentechnikrechts wie geplant umsetzt, müssen die mit neuen gentechnischen Verfahren hergestellten Pflanzen nicht mehr extra zugelassen und gekennzeichnet werden. Sie könnten so unkontrollierbar zu den Verbraucher*innen und auch in den Ökolandbau gelangen.

Zum Stand der Debatte über die neue Saatgutverordnung in der EU gibt es einen guten Beitrag von Arche Noah.

On-farm Züchtung

Julian Jacobs ist Mitgründer der Gärtnerei Obergrashof und befasst sich seit über 30 Jahren mit Saatgutvermehrung und Züchtung. Aus seiner Arbeit gingen bereits mehrere Sorten verschiedener Kulturarten hervor (u.a. Blumenkohl, Chiorée, Kohlrabi). Urban Ewald stieß nach Lehre und Studium im Jahr 2018 dazu.

Julian erklärt uns: „Im Jahr 2021 haben wir Saatgutarbeit in einen gemeinnützigen Verein ausgegliedert. Nicht zuletzt deshalb, weil der gemeinschaftliche und gemeinnützige Mantel unserem Verständnis von Pflanzenzüchtung am besten entspricht – denn Sorten sind Kulturgut! Die Ergebnisse unserer Arbeit – bekömmliche, nachbaufähige, vielfältige Sorten mit hoher Lebensmittelqualität – verstehen wir nicht als unser Privateigentum, sondern als Beitrag zu einem gemeinsamen Zukunfts-Erbe. Auf Sortenschutz und Patente verzichten wir – die von uns entwickelten Sorten stehen Hobby- und Erwerbsgärtner*innen zum An- und Nachbau frei zur Verfügung.“

Der Verein Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof ist auch Züchtungsstandort des Kultursaat e.V., der die Aktivitäten von 25 biologisch-dynamischen Gemüsezüchter*innen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden koordiniert. So werden auch Ringversuche an vielen Standorten möglich, welche wissenschaftlich begleitet werden. Auch mit bildschaffenden Methoden wird die biodynamische Pflanzenzüchtung untersucht: Seit 2001arbeitet die Agrarwissenschaftlerin Gaby Mergardt intensiv mit der Kupferchloridkristallisation am Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität der Universität Kassel. Die Kristallisationsbilder weisen auf eine stärkere Symetrie und Lebendigkeit von samenfesten Biosorten gegenüber F1-Hybriden hin. Die Bilder werden bei der Entscheidung für neue Zuchtlinien mit einbezogen.

Die beiden Experten Julian Jakobs (rechts) und Urban Ewald von der Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof e.V. erklären uns die Grundlagen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der „On-farm Züchtung“

Mit der Gärtnerei Obergrashof wird eng zusammengearbeitet. Durch diese Verknüpfung besteht ein stetiger Austausch mit den Anforderungen des praktischen Anbaus. So wird die Saatgutarbeit in den Hoforganismus eingebettet: Die Tierhaltung, die Fruchtfolge, die Klima- und Bodeneigenschaften, die Präparatearbeit, nicht zuletzt das Miteinander der Hofgemeinschaft – der Hof als lebendiges System kann sich in die Entwicklung der Kulturpflanzen einprägen. Die Sorten gehören zum Hof und entwickeln sich in Wechselwirkung mit ihm. Je lebendiger und vielgestaltiger der Hof, desto lebendiger und vielgestaltiger das Gemüse.

Neben Ertrag und Widerstandsfähigkeit kommt es den Züchtern vor allem auf eine hohe Ernährungsqualität an. Guter Geschmack und innere Lebendigkeit der Sorten sind für die Ernährung des Menschen auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene ausschlaggebend.

Allerdings ist es auch diesem engagiert und mit Herzblut arbeitenden Demeter-Gemüsehof nicht möglich, allein mit samenfesten Gemüsesorten wirtschaftlich zu überleben. Deswegen werden auch hier einige Hybride angebaut. Julian und Urban bedauern das: „Ökologisch erzeugte F1-Hybride sind zwar keine per se ungesunden oder „schlechten“ Pflanzen, aber sie tragen nicht die genetische Diversität, Lebendigkeit und Anpassungsfähigkeit in sich, wie die samenfesten Biosorten, die eine lange Entwicklungsgeschichte im Erbgut tragen.“

Im Glashaus

Im Gewächshaus ist es noch heißer als draußen, aber den beiden Züchtern macht das nichts aus. Sie erklären liebevoll die Zuchtlinien und ihre Eigenheiten. Man merkt auch als Laie, dass da enormes Wissen, Erfahrung, Geduld und Feinsinnigkeit dahinter stehen muss, um sich ein Leben lang erfolgreich der Kunst der Pflanzenzüchtung zu widmen. Ein Balance-Akt bleibt es, trotz aller Hingabe, weil die wirtschaftlichen Bedingungen immer schlechter werden.

Auf der Website der Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof wird jeder Pflanze ein eigenes Kapitel gewidmet:

Der frohwüchsige Edward…

Zum Beispiel heißt es beim Rettich Edward, eine Züchtung von Julian: „Zuchtziele waren Frohwüchsigkeit, Einheitlichkeit, Glattschaligkeit, geringe Grünköpfigkeit, fehlende Neigung zum Pelzigwerden, Schossfestigkeit und eine mittlere Länge bei einer Tendenz zur zylindrischen Form. Am schwierigsten war das Zuchtziel Einheitlichkeit zu erreichen…“

und ein Kohlrabi mit bewegter Vergangenheit…

Rasko, ein weißer, zarter und leicht süßer Kohlrabi hat eine lange biodynamische Geschichte. Er wurde vor über 35 Jahren von einem Pionier der biodynamischen Züchtung in der Schweiz entwickelt, und geriet dann in Vergessenheit, bis Julian Jakobs Restbestände des Saatguts entdeckte und die Erhaltungszüchtung begann. Faszinierend ist die lange biodynamische Vergangenheit dieser Sorte, das in den Genen gespeicherte „Gedächtnis“, das ihre besondere Vitalität und Qualität ausmacht.

Im Glashaus: Karottenblüten bis unters Dach, meterweise blühende Zwiebeln, ein Rettich namens „Edward“ und vor unerwünschte Bestäubung mit Netzen geschützter blühender Blumenkohl

Was können wir tun, um dies zu bewahren?

Julian erklärt: „Die Verbraucher sind an das einheitliche Bild der Hybridgewächse gewöhnt und denken oft, alles andere sei schlechte Ware. Hier besteht ein riesiger Aufklärungsbedarf: Wir müssen alle mithelfen, damit regionale, selbstbestimmte Züchtung weiterhin stattfinden kann. Wir haben es alle in der Hand, uns nicht vollständig von multinationalen Konzernen abhängig zu machen. Wenn wir wollen, dass ökologisch wirtschaftende, bäuerliche Betriebe mit ihrer Lebensmittelerzeugung und Züchtung weiterhin zur Weiterentwicklung und zum Erhalt unseres frei verfügbaren Kultursaatguts und damit auch zur Ernährungssouveränität beitragen, müssen wir sie unterstützen!“

Wir diskutieren darüber und tragen folgende Punkte zusammen:

Indem wir:

  • samenfeste Gemüse und Saatgut nachfragen
  • beim Einkauf kleine und krumme Exemplare akzeptieren. Sie werden leider meistens aussortiert – wir können froh sein, wenn wir solche Gemüse überhaupt noch vorfinden. Meistens sind sie hervorragend und intensiv im Geschmack, weil weniger Wasser eingelagert ist.
  • in Hofläden, Biokooperativen und auf Märkten einkaufen
  • möglichst ökologisch, regional, saisonal einkaufen
  • auch bei Bioware unterscheiden zwischen im Plastikmeer von Almeria unter schlimmen sozialen Bedingungen produzierten EU-Bio und regionalen Verbandsbio, wie z.B. Naturland, Ökoland und Demeter.
  • gute Beziehungen zu den regionalen Biolandwirt*innen und Solawis pflegen – Abnehmergemeinschaften bilden, Marktstände in den Quartieren initiieren.
  • als urbane Gärtner*innen einen Teil unseres Bedarfs in biodiverser Mischkultur selbst anbauen und darauf achten, nur samenfestes Biosaatgut bei den kleinen, mit Herzblut arbeitenden, ökologischen Pflanzenzüchtern zu kaufen und auch selbst weiter zu vermehren.

Text und Fotos: Ruth Mahla